Die Reaktion

Per E-Mail kamen diesmal einige Leserbriefe, darunter ein fettes Lob von Georg M.: »Ich verfolge immer sehr gerne Eure Italien-Berichterstattung. Ich habe selbst fast vier Jahre dort gewohnt und bin immer wieder froh, von Euch kundig und kritisch einen Überblick und Einblick in laufende Themen zu erhalten. Der Artikel ›Ein Manifest der Krise‹ (8/2012) z.B. war exzellent, mit guter Erklärung der Hintergründe und differenzierter Kritik des ›Manifesto‹.« Aber es gab selbstverständlich auch Kritik. Edgar G. etwa meinte zu unserer Kuba-Berichterstattung (9/2012): »Wenn ich mich an den Inhalt der Blauen Bände (MEW) erinnere, ist Kapitalismus keineswegs dadurch gekennzeichnet, dass einige handwerkliche und kleine Dienstleistungssektoren privatwirtschaftlich betrieben werden, sondern durch Dominanz von Profitprinzip und Kapitalakkumulation und -verwertung. Auch das Phänomen, dass Effizienz gesteigert werden soll, ist keineswegs per se ›kapitalistisch‹. Und gerade in Kuba wird so weit als möglich darauf geachtet, dass niemand ›außen vor‹ bleibt. Eine internationalistische Linke hätte die Aufgabe, Kuba zu unterstützen – insbesondere politisch.« Und Lars D. kritisiert den Beitrag »Gemeinschaft über alles« (9/2012): »Ich mag eure Zeitung wirklich, gerade weil häufig Artikel drin stehen, die inhaltlich sperrig sind und sich vorschneller Affirmation entziehen. Doch dieser Artikel schießt über das Ziel hinaus. Werner Sombart als Mitglied der nationalsozialistischen Akademie für deutsches Recht und Mitunterzeichner des Aufrufs ›Deutsche Wissenschaftler hinter Adolf Hitler‹ mit Ferdinand Tönnies gleichzusetzen, dem unter Hitler bereits 1933 die Lehrerlaubnis entzogen wurde, ist happig. Zumal wenn man sich auf die von Tönnies stammende Unterscheidung von Gemeinschaft und Gesellschaft bezieht. Folgt man der Logik des Artikels, kommt in etwa Folgendes raus: Gemeinschaft ist böse und protofaschistisch, Individualisierung cool, progressiv und wahrscheinlich auch noch links. Der postmoderne Kapitalismus neoliberaler Ausprägung wäre damit der Garant des wahren Antifaschismus. Das ist doch mal was Neues.«