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Mehr Licht, bitte! Hell zwar strahlt der Stern der Jungle World am Himmel der linken Publizistik, hier drinnen aber sah es in den letzten Monaten ganz schön düster aus. Das lag zum einen an der dunklen Jahreszeit und dem wolkenverhangenen Himmel über Berlin. Erschwerend kommt hinzu, dass sich nach dem Verbot der 60-Watt-Glühbirne auch hier allmählich das fahle Licht der Energiesparlampe ausbreitet. Regelrecht traurig ist, dass unser einst lebhaft diskutiertes Zukunftsprojekt »Biolampen für alle Ressorts« aus dem Beta-Stadium niemals herausgekommen ist und kaum noch Chancen auf Realisierung hat.
Dabei hatte man sich von der Lichttherapie doch so viel Serotonin und gute Laune versprochen. Gegen null dürfte die Ausschüttung von Glückshormonen auf den Konferenzen und Sitzungen tendieren. Die finden nämlich in einem fensterlosen Raum statt. Bedenklich ist auch die Beleuchtungssituation in den Ressorts. Zwei von drei über den Schreibtischen angebrachten Neonröhren sind defekt und warten darauf, entsorgt und ersetzt zu werden. Fest steht, dass nicht wenige Redakteure und Redakteurinnen die berühmte, Goethe zugeschriebene Forderung »Mehr Licht!« nur unterstützen können.
Sogar die allgemein unter Esoterikverdacht stehenden Teelichte wurden in den letzten Monaten in ausgewählten Ressorts aus purer Verzweiflung angezündet, um die allgemeine Düsternis ein bisschen aufzuhellen. Politisch zwar noch fragwürdiger war die Lichterkette, die als Weihnachtsdeko über dem Schwarzen Brett aufgehängt worden war und erst kurz vor Ostern entfernt wurde, aber selbst erklärte Gegner christlicher Symbolik in öffentlichen und linken Räumen gaben zu, dass das warme Licht so etwas wie Heiterkeit verbreitet hat.
Berechnungen wurden angestellt: Wann kann man mit dem nächsten solaren Maximum rechnen? Und dann auf einmal war sie da, peng, die Sonne, und mit ihr der Klimawandel, zumindest in der Redaktion. T-Shirts feiern ein Comeback, Fenster werden geöffnet, ein Frühjahrsputz wird in Erwägung gezogen. Tschüss, Winterzeit. Alle Lichtprobleme sind gelöst. Jetzt kann endlich Feierabend gemacht werden, bevor es dunkel wird!

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Wichtige Null. Alle ziehen in die Großstadt. Nein, nicht alle, aber doch wesentlich mehr als 1,3 Millionen bis zum Jahr 2050. Es werden wohl eher 1,3 Milliarden sein. »Jungle World« 13/12, Dschungel-Seiten 6/7
Tod in New York. Meir Kahane starb keines natürlichen Todes. Er wurde am 5. November 1990 von einem Attentäter erschossen. »Jungle World« 13/12, Seite 15