Die Reaktion

Viel beachtet wurde unser Anti-Biennale-Dossier (17/12). Das Hate Magazin etwa lobte: »Dass Reflex nicht zwangsläufig mit Reflexion einhergeht und auch nicht alles Kunst ist, was von Künstlern produziert wird, hat die Gruppe Rosa Perutz in der aktuellen Ausgabe der Jungle World auf den Punkt gebracht.« Und außerdem? Hm, es war wirklich nicht als Sozialexperiment geplant, könnte aber so ausgelegt werden: Während es zum Artikel über griechischen Krisen-Nationalismus (17/12) auf Facebook gerade mal fünf Likes und nicht einen Kommentar gab, wurde die Pro/Contra-Disko zu Bärten (17/12) eifrig geliked und kommentiert. Wobei viele Kommentatorinnen und Kommentatoren sich vor allem darüber ausließen, wie irrelevant doch das Thema sei. Müssen wir daraus die Schlussfolgerung ziehen: Irrelevantes löst mehr Resonanz aus als Relevantes? Nun ja, insgeheim wussten wir das natürlich längst und haben deshalb gleich wieder ein Disko-Thema gewählt (siehe Seite 18), das für Aufregung sorgen wird: Gartenbau. Jedenfalls meinte Leser Brpft M. zur Bart-Frage: »Ich glaub’, es hackt. Seit wann begibt sich die Jungle World auf Käseblattniveau? Matthias Kalles Artikel ist aber große Klasse, das muss ich lassen. Aber so was überhaupt zu thematisieren … narf.« David von A. meinte: »Nicht schon wieder so ein Hipster-Bashing-Artikel … . Ist das auch so ein Trend? Muss wirklich jede Zeitung einen Artikel veröffentlichen, in dem steht, dass Fensterglasbrillen, Bärte und V-Ausschnitte von Pseudoindividualisten getragen werden? Eine reflektierte Auseinandersetzung mit dem Phänomen ist das nicht.« John Francois K. entgegnete: »Wieso unreflektiert? Ich halte Kritik am Hipstertum für grundlegend antikapitalistisch und verdammt berechtigt. Der Hipster ist ein Produkt hyperinstrumentalisierter Mode, der mangels eigener Kreativität versucht, sich jede noch so paradoxe Subkultur unter den Nagel zu reißen – siehe bspw. Black Metal.« Und Eve B. schrieb: »Bärte sehen teilweise ganz schön gut aus, stören dann aber wahnsinnig beim Küssen, deshalb plädiere ich für Koteletten, Drei-Tages- oder oberlippenferne Bärte!«