Auf dem Rennboot

»Santogold«, das Debütalbum des afroamerikanischen Patchwork-Wunders Santigold aus dem Jahr 2008, schlug ein wie eine Bombe. Obwohl dem Album ein ästhetischer Zusammenhang fehlte, war der Hype leicht nachvollziehen. Die damals 32jährige Wahl-New-Yorkerin hatte vieles selbst gemacht, allerhand Instrumente gespielt und Tracks produziert. Dazu sang sie in den Idiomen von HipHop, Ska, Crossover und Postpunk. Die mit Militanz aufgeladene Mischung kam an. Santigold war ein Star – mit anschließender Schreibblockade.
Nun also, vier Jahre später, ist Santigolds Nachfolgealbum »Master of My Make-Believe« erschienen, über das Jay-Z sagt, es klinge wie eine Revolution. Ein hübscher Trommelwirbel der Übertreibung, der aber nichts mit dem tribalistischen Getrommel zu tun hat, das auf dem Tonträger zu hören ist. Verantwortlich für den ist ein Synthesizer aus den achtziger Jahren, der die ohnehin schon kraftvoll-dichte Angelegenheit noch ein bisschen dynamischer und rastloser macht. Es passt gut, dass Santigold diese Arbeit mit einem Rennboot vergleicht – an Bord waren u. a. Greg Kurstin, Dave Sitek, Karen O, Q-Tip und Switch. Süffige Club-Knaller, Rappel-Hymnen, elektronisch verstärkte Hit-Düsenjets zwischen garstigem R&B, Überwältigungs-Indiepop und Punk-House-Step. Musik zur Zeit, die sich wohlfühlt in ihrer Existenz zwischen den Stühlen. Hört man alle Stücke hintereinander, ist man angesichts ihrer Überfülle bald satt. Aber man kann sich ja Zeit lassen. Wie auf einem Dampfer.

Santigold: Master of My Make-Believe (­Warner Music ­International)