Ganze Tage voller Arbeit

Wer »Stromberg« guckt und Luhmann liest, wird den 800-Seiten-Roman »Das Büro« des niederländischen Autors J. J. Voskuil lieben. Im Mittelpunkt steht Maarten Koning, der gerade eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter in einem volkskundlichen Institut in Amsterdam angetreten hat und sich darauf einzustellen beginnt, in Zukunft ein eintöniges Leben bestehend aus ergebnislosen Sitzungen, überflüssigen Dienstreisen und unnützen Projekten zu führen. Sein wissenschaftlicher Ehrgeiz scheint bereits in dem Moment erloschen, als er beim Bewerbungsgespräch in dem düsteren Büro des Institutsdirektors sitzt. Sehr viel Energie geht in den ständigen Auseinandersetzungen mit den lieben Kollegen und Vorgesetzten drauf. Mit bösem Blick wird auf das soziale System Büro geschaut, in dem der Klatsch, die Neurosen und die Wichtigtuer aufblühen. In den Niederlanden ist der Roman ein Kultbuch. Voskuil (Jg. 1926) wusste, wovon er schreibt. Dreißig Jahre war er als Beamter an einem volkskundlichen Institut in Amsterdam tätig. Nach schwerer Krankheit setzte er seinem Leben am 1. Mai 2008, also ausgerechnet am Tag der Arbeit, ein Ende.
Ein Gegenwartsroman ist »Das Büro« wohl nicht. Eher ein Abgesang auf eine aussterbende Institution. Zeitverträge, Drittmitteleinwerbung, Evaluation und Wissenschaftsmanagement haben in dem Amsterdamer Institut noch keinen Einzug gehalten.

J. J. Voskuil: Das Büro: Direktor Beerta. Aus dem Niederländischen von Gerd Busse. C. H. Beck, München 2012, 845 Seiten, 25 Euro