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Wer meinen Sie, ist der »sportliche Zwerg vom Subkontinent«? Das Handelsblatt schrieb dies verbrämt am Montag, um nicht in zwei Sätzen hintereinander das böse Wort Indien benutzen zu müssen. Am liebsten würden sie Indien gar nicht mehr erwähnen, hatte doch sogar dieser Gnom die großen Deutschen im Medaillenspiegel hinter sich gelassen. Ja, anfangs sah es bei den Olympischen Spielen gar nicht gut aus für die Krauts. Selbst im Luftgewehrschießen versagten sie kläglich. Aber das hätte ja wohl klar sein können, dass die Engländer ihnen keine Panzerfaust hinstellen. Sicher, wenn, dann hätten sie Gold geholt. Wobei, um Gold geht es da ja in Wirklichkeit kaum. Nur sechs Gramm enthält so eine Medaille. Selbst wenn die Hellenen also alle Goldmedaillen, die es in London zu holen gibt, mit nach Hause brächten, wären sie ihre Sorgen nicht los. Aber danach sieht es eh nicht aus. Bis zum Redaktionsschluss hatten sie noch keine einzige Medaille, während die Deutschen doch noch ihren ersten Sieg einfuhren, beziehungsweise einritten. In der Disziplin »Vielseitigkeitsreiten« nämlich. Das ist der neue Name für »Military«, und jetzt ist auch klar, weshalb die deutsche Kavallerie da, wie schon in Peking 2008, Spitze ist. »Seit 2008 wird zurückgeritten!« rief der Reporter der ARD denn auch begeistert aus.
Genau genommen wurde die sportliche Leistung allerdings nicht von deutschen Staatsbürgern erbracht, sondern von Gäulen mit griechischen Namen. Als Schlusspferd ging Abraxxas, auch Braxxi genannt, über die Ziellinie. Braxxi ist allerdings ein echter Hannoveraner von feinstem deutschen Blute. Aufs rechte Blut legte der bereits verstorbene Züchter Fritz Butt wert: »›Blut zu Blut‹ war sein Leitspruch«, heißt es auf der Homepage seines Gestüts. »Als züchterisches Produkt sollte diese Formel Pferde ergeben, die mit ungebrochener Leistungsbereitschaft und Springvermögen ausgestattet sind.« Offenbar mit Erfolg, denn über den arisch-hannoveranischen Wallach heißt es: »Er ist eine charmante Kämpfernatur mit Pfiff. Braxxi ist personenbezogen und sehr selbstbewusst. Er kann ›lesen und schreiben‹ und der Schalk sitzt ihm im Nacken.« Dieser Schalk muss dann wohl Ingrid Klimke sein, der das ungewöhnlich schlaue Pferdchen gehört und die auf seinem Rücken saß, als es ins Ziel hastete.
Wie auch immer. Der wirklich interessante Wettkampf zwischen Deutschen und Griechen geht weiter, nicht nur in London. Und auch wir werden uns zu diesem Thema noch mächtig ins Zeug legen und die Sporen geben. Wie genau, sei hier noch nicht verraten. Aber eines können wir Ihnen schon mal sagen: Manchmal muss man umsatteln, um auf das richtige Pferd zu setzen. In diesem Sinne: Jámas!