K. lebt hier nicht

Vielleicht existiert ja eine geheime Untersuchung, wonach Leute, die online einkaufen (und sich die Ware zuschicken lassen) überdurchschnittlich großen Spaß an Rätseln haben? Und irgendwie haben Paketauslieferungsunternehmen Kenntnis von dieser Studie bekommen und glauben seither, sie müssten ihrer Kundschaft bei jeder Auslieferung eine Extra-Freude machen? Das wäre jedenfalls eine Erklärung dafür, dass es seit einiger Zeit so furchtbar kompliziert geworden ist, seine Bestellungen zu bekommen.
Ein Beispiel? Ein Beispiel: Weil ein Paketauslieferer, dessen Namen wir nur aus purer Freundlichkeit nicht nennen (Tipp: Er besteht aus drei Buchstaben), es versäumt hatte, eine Ware rechtzeitig loszuschicken, schickte er sie per Expresssuperdingens-Service, was beim Kunden nicht etwa große Freude, sondern pure Angst auslöst. Denn bei dieser Versandart werden nicht angenommene Pakete zur Abholung ins Zentrallager am Arsch der Welt verfrachtet, was, richtig: lange Autofahrten und viel verplemperte Zeit bedeutet.
Aber diesmal hatte der Paketauslieferungsangestellte eine Ausnahme gemacht und die Ware laut Benachrichtigungszettel im Haus bei Herrn oder Frau K. (Namensanfangsbuchstabe geändert) abgegeben. Dumm bloß, dass keiner der Nachbarn K. heißt, wie der erste Check von Klingelbrett und Briefkästen ergab. Nachdem auch ein Spaziergang durch Vorder- und Hinterhaus sowie sämtliche Seitenflügel ergebnislos verlief – kein K. weit und breit –, begann das Paketdetektivspiel erst so richtig, bei dem die Telefonhotline der Firma keine große Hilfe war, weil, genau: Wochenende. Exzessives Rätseln brachte immerhin ein Ergebnis: K. könnte ein südamerikanischer Nachname oder, wenn man großzügig einige Vokale hinzufügt, ein deutscher Vorname sein, heißt allerdings niemand im ganzen Haus so. Natürlich nicht.