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Eigentlich schreibt man selbst ja die besten Kolumnen und Kommentare und findet diese Stümper bei den anderen Käseblättern nur erbärmlich. Die können einfach nichts, kapieren noch weniger und kriegen in unserem Weltklasseblatt deshalb regelmäßig auf die Fresse. Gibt es da gar keine Ausnahmen? Irgendwelche Autoren, die vor dem Karl-Kraus-Blick des Jungle World-Redakteurs Gnade finden oder fast schon gerne gelesen werden? Ja, es gibt sie! Das ergab jetzt eine große Umfrage unter Redakteuren und Redakteurinnen.
Es dürfte keine Überraschung sein, dass einer von ihnen Hermann L. Gremliza (Konkret) ist, dessen Klassiker »Gremlizas Express« hier gleich drei treue Leser hat. Mehr Treffer hat allerdings sein Gegenspieler Henryk M. Broder (Welt), der auf vier regelmäßige Gerne-Leser bei der Jungle World zählen kann. Allerdings stößt Broder auch auf scharfe Ablehnung, immerhin 40 Prozent sagen, Broder »geht gar nicht«. Insgesamt schneidet die Welt aber nicht mal schlecht ab. Gleich zwei Follower hat Broders Kollege Richard Herzinger, der vor allem wegen seiner »außenpolitischen Analysen« ge­lesen wird. Aber auch »seine scheppernde Demontage des RAF-Mythos« wird geschätzt. Gemocht wird auch die Titanic. »Briefe an die Leser« ist die Lieblingsrubrik einer Auslandsredakteurin, im Lektorat mag man vor allem Stefan Gärtners Kritik des Polit- und Medienquatsches, aber auch Jürgen Kaubes »pointierte Kommentare« in der FAZ. Zwei Leserinnen amüsieren sich mit der Kolumne »Lieblingsstreberin« im Magazin Missy, zwei Leser mit Horst Tomayers »Ehrlichem Tagebuch« in Konkret. »Unerträglich, aber lustig« lautet die Wertung für die neue Kolumne von Thomas Gottschalk in der FAS.
Die S.P.O.N.-Kolumnisten auf Spiegel Online finden ebenfalls ihre Fans. Zwei Stimmen wurden anonym für den »Schwarzen Kanal« von Jan Fleischhauer abgegeben, der als »ganz amüsant« gilt bzw. ausgiebig dafür gelobt wird, dass er »einfach besser schreiben kann als die ganzen Linken«. Lobend erwähnt wird, dass Jakob Augstein sein schlimmes Bad-Hair-Day-Bild ausgewechselt hat gegen ein Foto wie aus der Elitepartner-Werbung. Betont intelligent schaut Georg Diez durch seine Nerdbrille auf den rückständigen deutschen Kulturbetrieb, bei ihm gehen dann auch zwei Daumen hoch. Ebenso bei Sybille Berg, die in der Inlandsredaktion und im Feuilleton gut ankommt, weil sie »ihren feministischen Stiefel durchzieht«, bzw. wegen ihrer »fauchigen Schreibe«. Wolfgang Münchaus »antideutsche Tiraden gegen Merkels Europapolitik« haben ebenfalls einen glühenden Anhänger in der Redaktion, der seiner »Spur des Geldes« auf Schritt und Tritt folgt. Fazit: Es sind nicht alle schlecht, die nicht in der Jungle World schreiben.