Track der Depression

Das erste Album von Kurtis Hairston alias KRTS würde ohne Dubstep wohl nicht so klingen, wie es klingt, obwohl es offenkundig überhaupt keine Dubstep-Platte ist. Dubstep meint in diesem Fall aber auch Burial statt Skrillex, England und nicht Kalifornien. Obwohl Hairston aus Brooklyn kommt, hört sich seine Musik europäisch an. Da erscheint es auch passend, dass seine Platte in einem Berliner Label erschienen ist, aber vielleicht ist Brooklyn auch kein Ort in den USA, sondern einfach eine Welt für sich.
Die Platte wirkt düster und verspult, aber auch aufgekratzt und verspielt, ein wenig erinnert dieser Sound an die letzten Stunden einer sehr langen Nacht. Der Titeltrack verbindet eine pumpende, organisch wirkende Bassline mit komplexen Klickerklacker-Beats, während im Hintergrund so etwas wie ein stark verhallter Drone zu hören ist. Bei »Knuckle Under« dagegen treffen TR-808-Sounds auf eindeutige Dub­step-Versatzstücke. Trotz vieler straighter Beats ist keines der Stücke wirklich gradlinig. Obwohl Hairston sich offensichtlich aus dem Setzkasten zeitgenössischer elektronischer Tanzmusik bedient, fällt es schwer, sich vorzustellen, wie Menschen wohl zu dieser Platte tanzen würden. Als klangliche Untermalung des Lebens in einer beschissenen Welt, deren kapitalistische Verhältnisse einen konsequent am Rande einer Depression halten, eignet sie sich dagegen geradezu hervorragend.

KRTS: The Dread Of An Unknown Evil (Project: Mooncircle)