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Haben Sie auch, wie wir, noch mal die alte Zypern-Ausgabe der Jungle World rausgekramt und nachgeschaut, was wir damals, 2009 war es, während unseres Besuchs auf der Insel so aufgeschrieben haben? Falls Sie sie verlegt haben, finden Sie die Ausgabe 42/2009 auch noch im Internet. Damals verzeichnete Zypern ein beachtliches Wirtschaftswachstum, es herrschte quasi Vollbeschäftigung. Kurz zuvor hatte der G20-Gipfel Zypern auf die »Weiße Liste« derjenigen Staaten gesetzt, die die internationalen Bankauskunftsstandards einhalten, das Land galt bei den Offshore-Finanzunternehmen als »eine der sichersten Steueroasen der Welt«, berichteten wir. Wir berichteten auch von dem riesigen Bankensektor und dem blühenden Offshore-Geschäft, bei dem russische Unternehmer schon lange eine besonders große Rolle spielten. Und wir erklärten auch, wie stark von das zyprische Wirtschaftsmodell von externen Schwankungen und Entwicklungen in anderen Ländern abhängig war – was sich ja leider auch mehr als deutlich gezeigt hat. »Die internationale Finanz- und Wirtschaftskrise erreicht Zypern mit Verzögerung«, prophezeiten wir.
Ansonsten beschäftigten wir uns mit Zypern als EU-Außengrenze, mit migrantischen Arbeitskräften, mit der Teilung des Landes und der andauernden türkischen Besatzung, dem Heiratstourismus und der zyprischen Ringelnatter. Den damaligen Innenminister besuchten wir in Nikosia in seinem Büro und interviewten ihn vor allem zur Flüchtlingspolitik. Nun erwischten wir ihn – inzwischen ist er kein Minister mehr – am Telefon, allerdings bevor das neue »Rettungspaket« unter Dach und Fach war, was Sie dem Interview auf Seite 13 bitte nachsehen wollen. Ach ja, Zypern! Schon wenn wir nur an das herrliche Wetter denken, hach!
Schwerpunkt dieser Ausgabe ist der Karfreitag. Oder besser gesagt, er ist der Anlass. Wir dachten, wo wir schon am Gründonnerstag erscheinen, und während normale Menschen Freitag und Ostermontag auf der faulen Hat liegen oder dieses Jahr vermutlich zum Rodeln in den Park gehen, wir jedoch wie gewohnt schuften müssen, da machen wir mal was mit Religion, aber ohne Papst, dafür mit Hedonismus.
Apropos: Auf Seite 17 begrüßen wir ganz herzlich eine neue Kolumnistin, Sarah Schmidt, die Sie als gelegentliche Autorin unseres Blattes und natürlich als Schriftstellerin kennen. Sie wird sich künftig, im Wechsel mit den anderen Kolumnisten, an dieser Stelle mit der Arbeit der anderen auseinandersetzen. So wie wir uns in dieser Ausgabe mit dem Feiertag der anderen auseinandersetzen. Unser Trost: Bei dem Wetter kann man auf Ostern getrost verzichten. Es sei denn, man lebt auf Zypern, da sollen es Samstag 27 Grad werden, sonnig natürlich. Nochmal: Hach!