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Wenn Sie sich an den Spruch »Kim – für Männerhände viel zu chic« erinnern können, dürften Sie ein paar Jahre mehr auf dem Buckel haben als unser statistisch ermittelter Durchschnittsleser, der damals, 1972, noch gar nicht geboren war. Gemeint war kein Mitglied der nordkoreanischen Kim-Dynastie, vielmehr wurde für eine Zigarette geworben. Die heißt jetzt Vogue, während die Kims immer noch Kim heißen. Denn während sich im Kapitalismus immer alles ändern muss, wenigstens der Name des Produkts, setzt man in Nordkorea auf Beständigkeit. Aber halt: Wächst in diesen turbulenten Zeiten nicht gerade im umtriebigen, flexiblen Humankapital das Bedürfnis nach den guten alten Dingen und traditionellen Werten? Und wo kann man heutzutage noch echten Stechschritt bewundern? Wo wird man nicht von nervigen Klingeltönen belästigt, wo hat man kein Problem bei der Parkplatzsuche? In Nordkorea! Womit der Konflikt praktisch gelöst wäre: Das Land wird zum Freilichtmuseum erklärt. Kims wichtigstes Bedürfnis, nämlich bewundert zu werden, wird dann befriedigt, denn die Touristen werden ihn fotografieren und ihm zujubeln. Er muss nicht mehr dieses Atomtheater aufführen, um sich mit Finanzhilfe immer wieder beruhigen zu lassen, denn er kann ja die Touristen ausnehmen und in seiner Freizeit neue Phantasieuniformen entwerfen, um noch eifriger fotografiert und bejubelt zu werden.
Nichts zu danken, Herr Ban Ki-moon, wir dienen doch gerne dem Frieden. Was den betreffenden Nobelpreis angeht, könnten Sie aber mal ein gutes Wort für uns einlegen, eine Hand wäscht die andere, nicht wahr? Es ist nämlich leider so, dass niemand auf uns hören will. Was haben wir nicht alles schon für Konflikte und Krisen gelöst! Na ja, nicht ganz gelöst, denn irgendwie kam immer was dazwischen. Mal will Schäuble nicht zahlen, mal will die Hizbollah ihre Waffen nicht abgeben, und dann bleibt alles beim Alten. Auf Argumente pfeifen diese Leute ja. Da wünscht man sich manchmal, so ein Kim zu sein, man befiehlt und alle gehorchen. Außer den Raketen, die plumpsen ins Meer, statt nach Amerika zu fliegen, und erschießen kann man sie auch nicht mehr, diese Renegaten verstecken sich einfach unter Wasser. Aber halt, da war doch was. Ach ja, wir sind der gesellschaftlichen Emanzipation, dem Humanismus und diesem ganzen Gutmenschengedöns verpflichtet. Da müssen wir uns wohl was anderes überlegen. Also gut, wir bauen ein Medienimperium auf, das sooo groß wird, dass jeder auf uns hören muss. Und hier kommen Sie, liebe Leserinnen und Leser, ins Spiel. Jedes Abonnement ist ein Beitrag zum Weltfrieden! Denn bei uns kriegt jeder sein Fett weg. Das funktioniert sogar bei den Kims, der Neue hat unverkennbar abgenommen.