Tot im Kofferraum

Hans Christoph Buch, Jahrgang 1944, ist der Reisende unter den deutschen Autoren. Immer wieder hat er die Krisengebiete dieser Welt in Afrika, Asien oder Haiti besucht und von seinen Eindrücken berichtet. Was er dort erlebt hat, hat ihn gewissermaßen live dem wohlsituierten Moralismus seiner Schriftstellergeneration entfremdet.
Jetzt legt er mit »Baron Samstag oder das Leben nach dem Tod« einen semiautobiographischen, traumhaft-surrealen Roman vor, in dem ein H. C. Buch als Toter sein aufregendes Leben rekonstruiert. Er erzählt von Haiti und der Geschichte der geplagten Insel, von seiner eigenen Jugend in einem südfranzösischen Dominikanerkloster. Er ist bei Thomas Mann und Aldous Huxley im Exil zu Gast und verfolgt bzw. legt Spuren durch die Geschichte, bei denen es nur wenige Schritte vom Reichstagsbrand zur Ermordung JFKs sind.
Es sind bunte Erinnerungssplitter, die Buch mal mehr, mal weniger augenzwinkernd in eine denkbare Ordnung fügt. Es gilt: »Aber der Erinnerung ist nicht zu trauen, sein Gedächtnis war ein breitmaschiges Netz, in dem nur das Gröbste hängenblieb, bis zur Unkenntlichkeit entstellt und verformt wie von einer Schrottpresse, die Limousinen auf das Format von Postpaketen zusammendrückt – selbst forensische Experten können die im Kofferraum versteckte Leiche nicht finden.« Vielleicht ist ja der Erzähler selbst diese im Kofferraum versteckte Leiche.

Hans Christoph Buch: Baron Samstag oder das Leben nach dem Tod. Frankfurter Verlagsanstalt, 2013, 256 Seiten, 19,90 Euro