Das Medium

Diskursdomina im Reitzentrum

Fünf Millionen User – beim Ponyhof-Simulationsgame Howrse wird gerade ausgiebig gefeiert. Das Reitzentrum »Jungle World« hat allerdings keine Zeit für sowas, denn aus einer kleinen Klitsche ein funktionales Pferde-Wellness-Zentrum zu machen, ist gar nicht so einfach. Obwohl vor der Eröffnung umfangreiche Marktanalysen standen: Ist in einem Spiel voller blinkender Herzchen, leuchtender Sternchen und viel *knuddel* und *drück* überhaupt Platz für einen linksradikalen Reiterhof? Ja. Erstaunlich viele User haben Nicks, in denen Wörter wie Antifa vorkommen – gut, deren Pferde heißen überdurchschnittlich oft »Free Palestine« und »Mumia is innocent« und so weiter und so fort, aber dies ist ja nur ein Spiel, und da sollte man nicht so pingelig sein. Außerdem gab der Erfolg dem frisch eröffneten Dingens schnell Recht. Kaum annonciert, waren die vorhandenen Stellplätze auch schon belegt, was allerdings vermutlich nicht nur am schicken Namen, sondern auch an den günstigen Preisen lag. Und natürlich am täglich veranstalteten Galopprennen mit dem unschlagbaren Namen »Das geht aber noch schneller«. Ansonsten geht alles seinen Gang im Reitzentrum Jungle World – Hengst Felix Dscherschinski wurde gestern kastriert und hat den Eingriff ganz gut überstanden, die Nachwuchstalente Diskursdomina und Histomatz werden verkauft (oder vielleicht auch nicht, es scheint, dass die Howrse-User eher auf Pferde mit Namen wie Muppelchen stehen), und demnächst beginnt die Knabstruper-Zucht. Die lustig gefärbten Knabstruper wurden, so weiß Wikipedia, von Napoleon fast ausgerottet, denn seine Bürgersoldaten waren zunächst nur im Geradeausreiten leidlich brauchbar, weswegen die Barockpferde aussortiert wurden. Im Jungle-Reitzentrum werden sie es gut haben.