Platte Buch

Lektion in Dub

Kein Jahr ohne High-Wolf-Album – der Franzose ohne festen Wohnsitz bereist seit einer Weile die Welt, gibt ohne Unterlass Konzerte und produziert, so ganz nebenbei, eine beeindruckende Vielzahl musikalischer Veröffentlichungen: Seit 2010 jährlich mindestens eine LP, flankiert von diversen Kassetten, Singles und CDRs. Die Einflüsse der Musik sind dabei ähnlich vielfältig wie die geographischen Entstehungsorte. In tropisch-schwüler Atmosphäre wabern New-Age-Synthesizer und psychedelische Gitarrenloops ineinander, hören wir Tabla-Getrommel und rumpelige Sample-Beats.
Im räucherstäbchenbewölkten High-Wolf-Kosmos vollziehen sich Veränderungen in solcher Langsamkeit, dass sie von außen nur schwer wahrnehmbar sind. Von daher ist es wohl ebenso treffend wie ungerecht, zu behaupten, der weltenwandernde Franzose habe mit »Kairos: Chronos« dasselbe Album wie immer aufgenommen – denn diesmal ist es hervorragend geworden. Und einige Neuerungen sind tatsächlich deutlich zu hören: Statt minutenlanger Jams lassen sich Ansätze von Songwriting ausmachen (aber keine Angst: nie auf Kosten der meditativen Monotonie), und der Sound ist differenzierter. Passend zum Erscheinen des Albums bei Not Not Fun, dem Label von Amanda und Britt Brown von Peaking Lights, hat High Wolf den Songs auf »Kairos: Chronos« zudem eine gute Portion Dub injiziert, dessen stoisches Wummern den musikalischen Regenwaldtrips außerordentlich gut zu Gesichte steht. Heiß, abgehangen und slow.

High Wolf: »Kairos: Chronos« (Not Not Fun/Midheaven)