Frischlufteinzug

Arme Nachbarn. Was tun, wenn die Nachbarn nach 22 Uhr staubsaugen? Haben wir nichts dagegen in der Hand, dass der Mieter aus dem dritten Stock so miefige Käsefüße hat? Wann widerfährt uns, die wir die Hausordnung beachten und vom Schmutz anderer in Ruhe gelassen werden wollen, Gerechtigkeit? Friedhelm A. treibt seit nunmehr 40 Jahren sein schreckliches Unwesen im Haus. Echt nicht tragbar, dieser Typ. Denn der 74jährige Renter ist Raucher. Starker Raucher. Grund genug, ihn aus der Wohnung zu schmeißen, meint die Vermieterin. Der Düsseldorfer Amtsrichter hält die fristlose Kündigung für berechtigt. Ein Gerichtssprecher teilte mit, dass die Gefahren des Passivrauchens mittlerweile anders beurteilt würden, die schützenswerten Interessen Dritter seien höher zu bewerten als die Gewohnheitsrechte des Rauchers. Der Fall ist noch nicht entschieden. Hat eigentlich jemand bemerkt, dass wir mit jedem gedankenlosen Atemzug Gefahr laufen, das Ausgeatmete der anderen einzusaugen? Es ist eine Farce.   oko
Gefühl und Zensur
Comic. Zunächst war es nur eine Meldung in der Regionalpresse: Eine muslimische Studentin der Universität Essen-Duisburg hat sich durch einen Comic in einer studentischen Ausstellung in ihren »religiösen Gefühlen verletzt« gesehen und das Exponat zerstört, woraufhin die Schau von der Universitätsleitung abgebrochen wurde. Mit der Begründung, dass die Schau einen Tag später ohnehin hätte enden sollen und dass ihre Weiterführung ohne das Exponat einer Billigung der Tat und der Zensur gleichgekommen wäre. Man wolle aber mit der Studentin ernsthaft reden. Erst nachdem ein Essener Anwalt gegen die Einschränkung der Kunst- und Meinungsfreiheit protestiert und gegen die Studentin Strafanzeige gestellt hatte, musste die Universität die Brisanz des Falles einsehen. Ausgelöst wurden die unguten Gefühle der Studentin ausgerechnet von Craig Thompsons orientalischem Liebes-Comic »Habibi« und dem israelischen Comic »Blutspur« über eine Liebespaar in Tel Aviv.   her
Finanzrevolution
Das Geheimnisgenie. Alan Moore hat eine Crowdfunding-Kampagne ins Leben gerufen. Oder müsste es besser heißen: »ins Leben rufen lassen«? Denn der weise Mann mit dem struppigen Bart, das Genie hinter Comics wie »V for Vendetta«, »From Hell« und »Watchmen«, verfügt weder über einen Internetanschluss, noch besitzt er einen Fernseher oder ein Mobiltelefon. Wahrscheinlich hält ihm dieser Verzicht die Welt genug vom Leibe, um auf abgefahrene Ideen und Ansichten zu kommen. »Die Revolution wird sicherlich im Fernsehen übertragen. Außerdem würde ich behaupten, dass sie durch Crowdfunding finanziert wird«, sagte er Salon.com. Na, wenn es so ist – Moores Kampagne soll dazu dienen, »His Heavy Heart« zu finanzieren, den fünften und letzten Teil eines Kurzfilmzyklus, den er mit dem Fotografen Mitch Jenkins realisieren will. Worum es konkret gehen soll, bleibt geheim. Was nur klug ist, denn mit dem Zurückhalten von Informationen lässt sich bei Projekten namhafter Künstler am besten Asche machen.   oko
Halbes Comeback
Ohne Kim. Sie kommen zurück, wie sie alle zurückkommen. Die legendäre Band The Pixies veröffentlicht mit »Bagboy« eine Single, ein neues Album wird folgen. Nach 22 Jahren. Was insbesondere die älteren Semester total spannend finden dürften. Leider wird Kim Deal auf der kommenden Tour fehlen. Sie ist zu beschäftigt mit ihrer anderen Band, The Breeders. Superschade! Trotzdem: Am 8. Oktober spielen The Pixies in Berlin. Die Tickets sind unverschämt teuer. Natürlich.   oko