Yippee, wir sind arm!

Thilo Sarrazin entwickelte 2008 im Selbstversuch einen Speiseplan für Hartz-IV-Bezieher, 2010 erfand Guido Westerwelle die spätrömische Dekadenz auf Hartz-IV-Niveau und nun beglückt das Jobcenter Pinneberg seine Kunden mit einem Comic. Dort wird ihnen in einer für Kinder leicht verständlichen Sprache erklärt, dass Armut echte Freude bereiten kann: Sparen macht nämlich Spaß. Bei den Protagonisten des Comics handelt es sich um die fiktive vierköpfige Familie Fischer, die ein wenig an die Clark Family erinnert, die einem als Kind das Englischlernen erleichtern sollte. Mit dem klitzekleinen Unterschied, dass die Fischers, seit Vater Knut ALG II beantragen musste, nicht mehr wissen, wie sie satt werden sollen. Ein Anfang ist gemacht, als die Familie beschließt, auf Fleisch zu verzichten. »Ich will sowieso Vegetarier werden«, sagt Tochter Lara in »bester Laune«. Ja, wenn man arm ist, werden Wünsche wahr. Hätte das Jobcenter mal auf die Preisschilder im Discounter geschaut, hätte es wohl bemerkt, dass Käse dort teurer ist als Fleisch. Stattdessen wird Mutter Sylvia von einer Freundin, die dank Hartz IV ein echter Spar-Profi ist, in die Kunst des Shoppings eingewiesen. Die Freundin empfiehlt Leitungswasser statt Mineralwasser: »Bei Getränken könnt ihr eine Menge sparen.« Die Fischers dürften der Traum eines jeden Kundenbetreuers sein. Als ihr Umzug in die kleine Wohnung ansteht, jammert keiner, alle packen beherzt mit an. Knut renoviert eifrig und freut sich schon darauf, Gemüse anzupflanzen. Das spart Geld und außerdem wollte er sowieso schon immer gärtnern. Wenn die Fischers ihre Möbel auf E-Bay verticken, finden sie das spannender als jeden Kinobesuch. »Wahnsinn«, jubeln sie, als der Preis für ihren Kiefernholzschrank steigt. Und weil Knut so brav, fleißig und sparsam ist, belohnt ihn das Jobcenter ganz schnell mit einem neuen Arbeitsplatz. Ohne Happy End würde der Comic halt nicht funktionieren, schließlich sind irgendwann alle Möbel verscherbelt.