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Über Naturkatastrophen berichten wir ja gewöhnlich nicht, es sei denn, irgendwer außer der geheimnisvollen Natur selbst ist irgendwie daran schuld und die Katastrophe hat irgendwas mit Diskriminierung, Kapitalismus, Jihadisten oder etwas in der Art zu tun. Doch jetzt hat uns selbst eine ereilt. Dass wir nicht immer ganz dicht sind, haben Sie vielleicht schon gemerkt. Dass die Folgen so verheerend sein können, hatten wir jedoch nicht geglaubt. Beinahe wären wertvollste Kulturgüter der Menschheitsgeschichte für immer verloren gegangen. Die gebundene Sammlung der ersten Ausgaben der Jungle World von 1997 konnte gerade noch gerettet werden. Einige der liebevoll archivierten vergilbten Zeitungsseiten, teilweise die letzten ihrer Art, haben nun ein Wellenmuster bekommen und sind etwas weich geworden. Wären sie gänzlich zerfallen, wie hätten nachfolgende Generationen jemals das Phänomen Jungle World erfassen können? Nun trocknen die Seiten auf dem Konferenztisch. Daneben, auf dem Boden, lassen sich noch Überreste der Naturkatastrophe betrachten. Flecken zeugen von den Wassermassen, die sich ihren Weg in unseren Redaktionsraum gebahnt haben. Der Sturzregen war’s und die schlechte Konstruktion. Sicher waren auch irgendwie der Kapitalismus und die Diskriminierung von Bauarbeitern schuld. Und der Klimawandel von Sommer zu Herbst. Die Abdichtung des dicken Rohrs, das von der Decke zum Boden führt und dessen Aufgabe nicht ganz zu entschlüsseln ist, hatte wohl auch etwas damit zu tun. Schließlich erkundigte sich der Hauswart, wo das dicke Rohr bei uns denn endet. Unsere Nachbarinnen und Nachbarn von untendrunter haben nämlich auch etwas von der Naturkatastrophe abbekommen. Ob dort ebenfalls einzigartige Kulturschätze in ihrem Fortbestand bedroht wurden, ist unklar. Doch so wichtig historische Artefakte auch sind, die Jungle World klebt natürlich nicht an der Vergangenheit. Um die gegenwärtige Kultur hat sich die gesamte Geschäftsführung dieses Jahr wieder großartig auf der Frankfurter Buchmesse gekümmert, auch wenn Einiges früheren Überlieferungen gleicht: »Schlechte Luft, viel rumgestanden, gequatscht und getrunken.« Außerdem wurden alle krank. Einige interessante Bücher sind jedoch auch entdeckt worden und die gemeinsame Standbetreuung mit dem Verbrecher-Verlag hat sich bewährt. Zudem wurde eine Einladung zum Österreich-Empfang ergattert, wo sich die von Sauerstoffmangel und Erkältung Gebeutelten den Bauch mit Tafelspitz und Grünem Veltliner vollschlagen konnten. Ein Highlight war die Party der Titanic, auf der bis Frühmorgens getanzt wurde. Doch keine Angst: Das geschah sicher im Trockenen.