Marketing-Müll

Arcade Fire. Nun sollen die vom Marketing befeuerten Sehnsüchte ausgeschlachtet werden. Arcade Fire, die »dekorierte Oberschicht des Indierock«, wie die Süddeutsche Zeitung die Band aus Montreal bezeichnete, werden am 19. November ein Konzert im Berliner Astra geben. Es soll ein »Geheimkonzert« werden – von »secret gig« reden die Strategen sicherlich. Arcade Fire spielen, passend zum Albumtitel »Reflektor«, als »The Reflektors«. Hinter der Warschauer Brücke, irgendwo in der Nähe des Firmensitzes ihres Labels Universal Music, hing ein Plakat, das nach wenigen Minuten überklebt wurde. Wahrscheinlich wurde der Praktikant von Universal Music gleich zweimal losgeschickt. Die Tickets gab’s nur bei einer Online-Verkaufsstelle, zwei pro Person, noch dazu personalisiert. Man wird sich am Club-Eingang also ausweisen müssen. Wer sein Ticket übertragen möchte, muss ein Dokument einsenden, um sich auszuweisen. Krankenkassenkarte reicht. Voll kulant! Bei Redaktionsschluss stand ein Ticket auf Ebay bei 302 Euro.   oko
Der richtige Entwurf
Lady Gaga. Das Gute am neuen Album von Lady Gaga ist, dass sich wirklich niemand ernsthaft mit ihrer Musik auseinandersetzen muss. Oder will – diese Schlichtheit in Sachen Kreativität könnte noch die beste Laune vermiesen. Lässt man die Musik hinter die Soziologie zurücktreten, wird Gaga zum »Andy Warhol unserer Zeit«, wie die Gender-Theoretikerin Judith Halberstam es formulierte. Da ist was dran, genau so ist es gedacht. Lady Gaga selbst erklärte ihren eigenwilligen Bezug zu Warhol vor einigen Wochen im Berliner »Berghain«: Warhol brachte Konsumprodukte ins Museum, sie schnappt sich Kunst und heftet sie ihrer massentauglichen Gebrauchsmusik an. »Kunst kontrolliere den Pop«, sagte sie im Interview. Beteiligt an »Artpop« sind unter anderem Jeff Koons, David LaChapelle und Marina Abramović. Das Konzept überstrahlt die Komposition, vielleicht muss der heutige Warhol genau diesen Sound liefern. Lady Gaga bleibt eine der interessantesten Figuren, die die Popwelt zu bieten hat.   oko
Teste den Film
Bechdel. Was haben »Der Herr der Ringe« und »The Social Network« gemeinsam? Beide würden den Bechdel-Test nicht bestehen, der auf die klischeehafte Darstellung von Frauen im Film aufmerksam machen soll. Vier Kinos in Schweden wenden das 1985 von der US-amerikanischen Comic-Zeichnerin Alison Bechdel ersonnene Verfahren auf ihre Programmgestaltung an, ein TV-Sender folgt und wird am 17. November ausschließlich Filme zeigen, die den Test bestanden haben. Der Bechdel-Test ist kurz, umstritten, gilt als anfällig und schert sich nicht um Qualität. Drei Fragen sollen darüber entscheiden, ob Frauen im Film ernst genommen werden – und die sind so trist, dass sie allein Rückschlüsse auf den Zustand des Kinos zulassen: 1. Kommt in dem Film mehr als eine Frau vor und haben sie einen Namen? 2. Sprechen die Frauen miteinander? 3. Reden die Frauen miteinander über etwas anderes als Männer? »Blue Jasmine« von Woody Allen hat den Test übrigens bestanden. Cate Blanchett ist natürlich der Wahnsinn.   oko
Große Zukunft
Star Wars. Am 18. Dezember 2015 ist es soweit: Episode sieben von »Krieg der Sterne« läuft in den amerikanischen Kinos an. Die Dreharbeiten werden im kommenden Frühjahr nahe London beginnen. Und weil Regisseur J. J. Abrams noch auf der Suche nach Schauspielern ist, versammelten sich in Bristol Hunderte Darsteller, um bei der Vorauswahl für eine Rolle dabei zu sein. In den kommenden Wochen wird es weitere Vorsprechrunden geben. Gesucht werden ein »starkes 17jähriges Mädchen« und ein »cleverer junger Mann« – ganz typische Jungle-World-Leser also. Bewerben Sie sich jetzt!    oko