Home Story

Kaum ein Politikerschicksal der vergangenen Jahre hat uns so berührt wie das des unglücklichen Karl-Theodor zu Guttenberg. Vor allem das Feuilleton war ein großer Fan des jungen Barons. Er war die Synthese von Posterboy und Staatsmann, Justin Bieber und Otto von Bismarck, und verkörperte alles, was uns wichtig ist: Stil, Geschmack und exzellente Manieren. Er stand genauso fest zum transatlantischen Bündnis wie wir, hörte wie wir gern laute Musik, kam wie wir aus guter Familie und legte wie wir Wert auf Klamotten. Gut, er sah immer so aus, als käme er gerade aus Wales vom Moorhuhnschießen, aber die Gemeinsamkeiten überwogen. Etwa sein pragmatischer Umgang mit den Texten der anderen. Man kann es mit der Originalität auch übertreiben, fand Gutti, und das war auch immer unsere Rede. Leider stellten sich ihm kleingeistige Bedenkenträger in den Weg, und so schnell, wie Gutti gekommen war, musste er auch wieder gehen. Das war traurig, und wir vom Feuilleton verloren schlagartig wieder unser Interesse an der Politik.
Umso glücklicher macht es uns, nach all den Wochen ohne Guttenberg-News, gefühlt sind es Jahrzehnte, jetzt wieder von ihm zu hören. Großartig sein Cameo-Auftritt im Kanzleramt, wo er mit quietschenden Reifen vorfährt und die trottelige Merkel schnell mal über Telefonie und neue Weltordnung aufklärt. Und das Beste, sein Outfit: He wore blue velvet …
Leider ist KT ja bis heute umstritten. Einer, der die von der Geschichtsschreibung immer noch unbegriffene bahnbrechende Leistung dieser Lichtgestalt richtig einzuschätzen vermag, ist aber ganz sicher Thomas Ebermann. Er bringt die Geschichte von Aufstieg und Fall Guttenbergs auf die Bühne und kann dabei auf eine großartige Textvorlage zurückgreifen: Norbert Hoppes umwerfend witzigen satirischen Roman »Ich war Guttenbergs Ghost«. Darin schildert ein fiktiver Erzähler namens Norbert Hoppe seine gemeinsame Schulzeit mit dem jungen Adelsspross, der so sehr von den Angelegenheiten der Jungen Union Kulmbach in Anspruch genommen wurde, dass er gar nicht mehr zum Lernen kam und deshalb immer bei Norbert abschreiben musste. Aus Gründen der Staatsräson also. Später kam dieser Norbert, ein Loser mit sinnlosem Politologenabschluss, dann als Ghostwriter des aufstrebenden Jungministers unter.
In knapp einer Woche, am 30. November um 20 Uhr, lassen Denis Moschitto, Henning Peker, Pheline Roggan, Tillbert Strahl-Schäfer und Thomas Ebermann im Münzenbergsaal der Rosa-Luxenburg-Stiftung in Berlin die rasanteste Karriere der deutschen Politik Revue passieren. Das wird auf jeden Fall lustig!