Das Medium

Strittiger Redner

Eine Personalie sorgt derzeit für großen Ärger rund um den vom 27. bis 30. Dezember stattfindenden jährlichen Kongress des Chaos Computer Clubs. Für den »30C3« wurde Julian Assange als per Video zugeschalteter Redner eingeladen – gemeinsam mit Jacob Appelbaum soll er einen Vortrag über Systemadministratoren als Widerständler in einer überwachten Welt halten. Dass ausgerechnet einem mutmaßlichen Vergewaltiger Redezeit zugestanden wird, führte beinahe umgehend zu einem Shitstorm empörter Frauen.
Julian Assange sagte zu den Vorwürfen nichts, sondern führte stoisch seinen Kleinkrieg gegen den Film »The Fifth Estate« weiter, der die Geschichte von Wikileaks zum Thema hat. Der unter anderem auf dem Enthüllungsbuch von Daniel Domscheit-Berg basierende Streifen ärgerte den Australier schon, bevor er in die Kinos kam, jede schlechte Kritik und jedes miese Einspielergebnis wird seit dem auf dem von Assange betriebenen Wikileaks-Twitter-Account triumphierend vermeldet.
Als am Abend des 7. Dezember Birgitta Jónsdóttir, eine isländische Parlamentsabgeordnete der Piratenpartei, »The Fifth Estate« auf Twitter verteidigte, wurde Assange sehr, sehr wütend. Jónsdóttir war offiziell als Beraterin von Regisseur Bill Condon tätig, Assange fragte via Twitter, ob und wann sie Einzelheiten ihres Vertrags veröffentlichen würde: »Wir wissen, dass du gegen Geld verpflichtet wurdest, wir wissen, dass du die Rechte an deinem Leben verkauft hast. Wie kann man dir noch trauen, wenn du einen Vertrag mit Hollywood hast?« Im Übrigen habe er Tonaufnahmen, die dies belegten. Die Suada des Mannes, der für Bücherrechte mutmaßlich zwei Millionen Euro kassiert hat und seine Einnahmen bis heute geheim hält, stieß auf nur wenig Zustimmung. Vielleicht sollte ihn der CCC einfach wegen mangelnden Stils ausladen.