Platte Buch

Best of 2013

War 2013 ein gutes Plattenjahr? Die »großen« Alben waren lahm. »The Terror« von The Flaming Lips ist nur halb so beeindruckend wie der dolle Titel vorgibt. Die Drones der Techno-Großkünstler The Knife sind so langweilig, dass man die drei guten Songs ihres aufgeblasenen Mega-Opus »Shaking the Habitual« glatt verschläft. Und so wie zu erwarten war, dass der überbewertete Oneohtrix Point Never wieder abgefeiert würde, so schwer bleibt die Begeisterung nachzuvollziehen.
Aber es gab auch ein paar richtig gute Platten. Rashad Beckers LP bei Pan Records ist so geräuschhaft wie auf seltsame Art musikalisch und dabei absolut einzigartig. Ein versteckter Schatz war beim französischen Label SDZ zu entdecken: »La Chimie« von Èl G ist das Album, das der vielerorts gelobte »The Redeemer« von Dean Blunt gerne wäre. Vielleicht ist der Vergleich ungerecht, aber wo Blunt die eigene Außergewöhnlichkeit zwischen Billig-Keyboards, Bekenntnislyrik und ach so verrückten Großstadt-Soundscapes prätentiös behauptet, ist bei Èl G wirklich der Wahnsinn im Haus. Von Klangcollagen mit schrägen Samples (»Celebrity Big Brother 2012: Good Service«) bis zum funkigen Paranoia-Groove von »Notringo Indigo« ist »La Chimie« ein großartiger, verrückter Eintopf aus Musique concrète und verschroben-eingängigen Pop-Momenten.
Die Platte des Jahres, »No Answer: Lower Floors« von Wolf Eyes, wurde hier bereits gewürdigt (Jungle World 21/2013) und so bleibt nur darauf hinzuweisen, dass Bandmitglied Nate Young zudem ein phantastisches Solo­album gemacht hat. Was er auf »Regression: Blinding Confusion« mit spärlichen Mitteln produziert, ist wild und wirkt zugleich kontrolliert. Eine ähnlich eigenartige und faszinierende Komposition aus experimenteller Elektronik und Gruselfilm-Soundtrack stellt derzeit sonst niemand her.