Das Medium

Unter falscher Flagge

Eigentlich könnte der letzte Bundesparteitag der »Piraten« am 3. und 4. Januar in Bochum als Erfolg gewertet werden: Der Holocaustrelativierer Bodo Thiesen schaffte es nicht, offizieller Kandidat für die Europawahl zu werden, es gab keine Hausverbote und nicht übermäßig viele dusselige Redebeiträge. Und so könnte für die orangefarbene Kleinpartei auch alles gut sein, wäre da nicht ein un-glaub-lich-er Skandal gewesen, der seither auf diversen Social-Media-Sites und Blogs für Empörung sorgt. Im Parteitagssaal hing nämlich eine Antifa-Fahne, also ein Erkennungszeichen von »linksradikalen und auch gewaltbereiten Aktivisten, die gerne auch unter dem Label der Antifa operieren und die ›Piraten‹ unterwandert haben, um sie unter dem Deckmantel des Antifaschismus für ihre Zwecke zu instrumentalisieren«, wie es in einem vorige Woche auf Pastebin verbreiteten länglichen Pamphlet mit dem Titel »Antifa und Piraten« hieß. Und nun streitet man schon in der zweiten Woche über diese Fahne, beziehungsweise über den »kontinuierlichen Linksdrift« der Partei. Denn: »De facto herrscht in der Piratenpartei ein Klima der Angst, besonders bei den Aktiven, die auch gerne irgendwelche Posten bekleiden möchten. Wer klug ist, vermeidet es, sich mit den Antifa-Aktivisten anzulegen, und spricht seine Meinung und Kritik hierzu allenfalls im kleinen Kreis aus.« Was der Autor des Pastebin-Pamphlet genau meint, ist etwas schwierig zu verstehen, aber sogar bis in ein FAZ-Blog hat es die These vom durch Linke verbreiteten »Klima der Angst« bereits geschafft. Dabei könnte alles so einfach sein, wenn man sich nur ein bisschen mehr auf den Gründungsgedanken der Partei besinnen würde: »Die ›Piraten‹ sind einst angetreten, weil sie von der Politik in Ruhe gelassen werden wollten.«