Das Label Data Garden wartet mit einer bahnbrechenden Innovation auf: »pflanzbare Musik«! Wer einen Tonträger bestellt, bekommt einen Papierstreifen mit Downloadcode und Blumensamen zugeschickt. Der Wunsch des Kunden nach Musik sei damit ebenso befriedigt wie das Bedürfnis nach einem »physischen« Objekt, heißt es. Außerdem seien die alten Plastikmedien ja in umweltfeindlicher Weise langlebig.
Der musikalischen Umsetzung dieser »Synthese biologischer und digitaler Technologien« widmet sich Greg Fox auf »Mitral Transmission«. Der brillante Schlagzeuger von Guardian Alien und der als Hipster-Black-Metal angefeindeten Band Liturgy hat sich von der kosmischen Idee der Jazz-Legende Milford Graves inspirieren lassen: Durch die Verbindung von Geist und Universum seien in den Klängen des Herzschlags alle Rhythmen, die es gibt, enthalten. So hat sich Fox von seinem Mentor an eine »bio-sensing machinery« anschließen lassen und aus deren Daten »Biofeedback«-Musik gemacht.
Wie das klingt? Das musikalische EKG verzeichnet Ausschläge von hyperaktivem Gamelan-Geklöppel bis hin zu getupften Gong- und Zither-Sounds mit meditativer Stimmung. Das wirklich Eigenartige an dieser Musik ist aber, dass sie wirkt, als sei sie tatsächlich nicht bewusst gespielt worden. Naja, zumindest lässt sich leicht der Phantasie erliegen, diese komplexen auf und ab wallenden Muster folgten unbewussten Rhythmen des Körpers. Seltsam.
Greg Fox: Mitral Transmission (Data Garden)
