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Ein Halbwesen wurde gezeugt, irgendwo in den hinteren Redaktionsräumen in einem ungespülten Kaffeebecher, der als Reagenzglasersatz dienen musste. Jetzt ist das sexuell orientierungslose Retortenkind geschlüpft und wird gleich das Gesicht unserer neuen Abokampagne: Ein Holzwurm mit zweifelhaftem Cowboyhut und borstigen Zöpfchen, der sich durch den Blätterwald frisst, ein Print-Produkt nach dem anderen schluckt und noch immer einen Riesenappetit auf Käseblättchen und Wurstzeitungen hat, aber das edle Tropengehölz namens Jungle Word verschont.
Woodworm ist nicht nur ein Jäger, sondern auch ein großer Sammler: von Abos nämlich. Aus diesem Grund wird der Rrriot-Wurm auch mit zur Leipziger Buchmesse genommen, wo er jagen und sammeln wird, und zwar am Stand D 206 in Halle 5 in Begleitung erfahrener Kollegen und Kolleginnen aus Redaktion und Verlag.
Weiter im Programm geht es am Samstag um 20 Uhr im Conne Island in Leipzig. Hier wird diskutiert, ob deutsche Nazis und Aktivbürger einen »doitschen Frühling« gegen Flüchtlinge vorbereiten. Auf der Veranstaltung sprechen Jan-Georg Gerber, Felix Fiedler, Jennifer Stange und Daniel Steinmaier über »Deutsche Dörfer: Comeback der Neunziger? Antirassismus im Zeichen der Nazi- und Bürgerproteste gegen Flüchtlingsheime«.
Gestritten wird auch im Blatt. Claire Horst hat in unserer Literaturdebatte das letzte Wort und schreibt über Autoren und Autorinnen, die gar nicht durchgelassen werden wollen zu den großen Verlagen und weder auf dem Artzsohn-Ticket noch auf dem Biller-Billet reisen, sondern versuchen, neue Veröffentlichungswege zu finden und eine literarische Indie-Kultur zu begründen. Weiter gehts mit Literatur im »Dschungelbuch«. Tobias Prüwer hat sich im Deutschen Literaturinstitut in Leipzig umgesehen und nach dem neuesten Bestseller-Rezept gefragt, aber keins bekommen.
Und gerade als sich der Streit um die Langeweile der deutschen Gegenwartsliteratur beruhigte, begann die Büchner-Preisträgerin Sibylle Lewitscharoff von »Halbwesen« zu phantasieren. Ihre Rede kommentieren Oliver Tolmein und Jörg Sundermeier in der Literaturbeilage.