Putzige Phobiker

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Mindestens so rasch wie dem Charme des kauzigen Fanzine-Machers aus Südhessen (damals) und pfiffigen Intro-Redakteurs und Autoren aus Köln (heute) erliegt man seinem Buch. Unter der neurotischen Putzigkeit von King Cobra, Super-Lupo, Schinkenomi und Co. liegt ein Eisberg aus Humor und Haltung. Phantasievolle Phobien treffen auf eine Scheiß-auf-die-Pointe-Attitude, als würden Woody Allen und Monty Python zungenküssen, und zwar im VIP-Bereich (= WC) einer von Alfred E. Neumann gehosteten Party der Titanic. Stichwort Sexualität: So viel »Busen«, »Scheide« und »Penis« war bei Volkmann noch nie. Aber Entwarnung: Sie werden meist als Sehnsuchtsorte in unerreichbarer Ferne (das begehrte Geschlecht) oder pure Lästigkeit (das eigene) wahrgenommen. Schmierige Altherrenlust: Fehlanzeige. Wir erfahren von Super-Lupos verzweifeltem Bemühen, über Elitepartner.de eine Frau kennenzulernen, von Messerstechereien mit Deeskalationsbeamten und dem desillusionierenden Backstage-Besuch bei antideutschen Ravepunks. Und zu guter Letzt wird die TKKG-Bande als die reaktionäre Bürgerwehr benannt, die sie immer schon war. Volkmann erzählt pointiert und dialogreich. »Weniger Fett, mehr Muskeln« – ein Slogan, den sowohl der Autor wie auch seine Figuren als Mackergehabe ablehnen dürften, passt wie die »Faust aufs Auge« (schon wieder) zu den knackigen Stories in diesem schmalen Bändchen. Es steht kein überflüssiges Wort, aber viel Gehalt darin.

Linus Volkmann: Lies die Biber. Die 13 schönsten Geschichten der Welt. Ventil-Verlag, Mainz 2014, 152 Seiten, 12,90 Euro