Das Medium

Piratig wie eh

Lange nichts mehr von den Piraten gehört, nicht wahr? Wer das findet, hat mit Sicherheit keinen Facebook- oder Twitter-Account, denn dort präsentiert sich die Problempartei so, sagen wir: piratig wie eh und je. Nein, das war jetzt eine bösartige Übertreibung, denn natürlich wird nicht nur unter für Außenstehende nicht immer sofort nachvollziehbaren Hashtags über für Außenstehende nicht immer sofort nachvollziehbare Themen gestritten, sondern auch gearbeitet. Termin und Ort für den nach einigen Rücktritten des Führungspersonals erforderlichen außerordentlichen Parteitag stehen beispielsweise mittlerweile fest, außerdem wird gewahlkämpft. Und eine wichtige Presseerklärung gab es auch: In der vergangenen Woche riefen die Piraten zwar zur Teilnahme an den traditionellen Friedensveranstaltungen zu Ostern auf, distanzierten sich allerdings gleichzeitig scharf von den Montagsdemonstrationen und rieten ihren Mitgliedern, sich nicht zum »Spielball von Rechtspopulisten und Verschwörungstheoretikern« machen zu lassen. Und veröffentlichten, nachdem sich Hunderte, teils sehr empörte Kommentare unter dem Aufruf angesammelt hatten, gleich auch noch ein FAQ, in dem Argumente gegen die gängigsten Aussagen von Montagsdemonstranten zusammengefasst wurden.
Damit hätte auch alles geklärt sein können, wenn besonders eigensinnige Parteirechte nicht entdeckt hätten, dass der Berliner Abgeordnete Oliver Höffinghoff bei der Demonstration am Ostermontag vor Ort war (und unter anderem auf Twitter einschlägige Statements der Redner dokumentiert hatte). Flugs wurde die kritische Demonstrationsbeobachtung in zahlreichen Tweets wie »Fraktionschef #Höffinghoff #Berlin #Piratenpartei u. Anne Helm mit dem #NPD-CHEF auf der #Montagsdemo« zum Skandal umgedeutet. Piratig wie eh und je halt.