Stille Kost

Spotify. Thom Yorke (Radiohead, Atoms for Peace) war nur einer von vielen prominenten Musikern, die öffentlichkeitswirksam am Vergütungssystem des Musikstreaming-Dienstes Spotify herummäkelten. Es gibt Musiker, die es dem Unternehmen wirklich nicht leicht machen. Zu ihnen zählen auch die Mitglieder der Band Vulfpeck aus Los Angeles. Im März veröffentlichte die Band ihr Album »Sleepify« und forderte Fans dazu auf, es nachts, am besten während des Schlafs, zu streamen: Zehn Tracks mit Titeln wie »Z«, »Zzz« und »Zzzzzz«, die bitte nicht im Shuffle-Modus abgespielt werden sollten, schließlich habe man »viel Zeit investiert, um die richtige Songreihenfolge zu bestimmen«. Der Witz: »Sleepify« enthält nichts als Stille. Und wurde trotzdem so häufig gestreamt, dass Jack Stratton, Keyboarder und Drummer der Band, Vice gegenüber angibt, Vulfpeck stünde nun ein Erlös in Höhe von ungefähr 20 000 Dollar zu. Spotify-Mitarbeiter sind not amused und behaupten, die Band habe gegen das Vertragswerk ihrer Firma verstoßen.   oko
Enthüllungen über Enthüller
Günter Wallraff. Zwei Werke durften in keinem Kiefernholzregal deutscher Haushalte fehlen: »Christiane F.« und »Ganz unten«. Letzteres Buch, verfasst vom Enthüllungsjournalisten Günter Wallraff, hat den Ruf der Arbeitswelt nachhaltig ruiniert. Jetzt steht sein eigenes Ansehen auf dem Spiel. Kurz nachdem die RTL-Sendung »Team Wallraff – Reporter Undercover« über miserable Arbeits- und Hygienebedingungen bei einem Lizenznehmer der Fast-Food-Kette Burger King berichtete, enthüllt Der Spiegel, dass Wallraff mit McDonald’s zusammengearbeitet hat. 2010 hat er an zwei Treffen teilgenommen, die von McDonald’s PR-Agentur organisiert wurden. Eine Veranstaltung über »PR und investigativen Journalismus« habe ihm 3 000 Euro eingebracht, die Teilnahme an einer Diskussion mit Managern und Gewerkschaftern von McDonald’s 5 000 Euro. Wallraff bestreitet, dass ein Zusammenhang zwischen seiner Arbeit für McDonald’s und den Recherchen bei Burger King besteht.   oko
Leistungsschau
Deutscher Filmpreis. Alljährlich verkündet der deutsche Filmpreis die größten Errungenschaften deutschen Filmschaffens. 2013 sei »ein phantastisches Kinojahr« gewesen, sagte Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU), der deutsche Film habe einen Marktanteil von 26,8 Prozent erreicht. Mit dafür verantwortlich ist »Fack ju Göhte«, der mit der Lola für den besucherstärksten Film ausgezeichnet wurde. Als bester Spielfilm wurde »Die andere Heimat« von Edgar Reitz und Gert Heidenreich gewürdigt – ein monumentaler Schwarzweiß-Knochen, dessen Erzählung im Hunsrück des 19. Jahrhunderts angesiedelt ist und eine Auswanderungswelle nach Brasilien thematisiert. Die Jüdische Allgemeine polemisierte übrigens zum Filmstart: »Heimat will die von der Geschichte gequälte deutsche Seele heilen.« Der sehenswerte Film »Das finstere Tal« von Andreas Prochaska erhielt zwar mehr Preise (insgesamt acht), aber nur die silberne Lola. Helmut Dietl (»Schtonk«, »Zettl«) wurde die goldene Lola für sein Lebenswerk überreicht.   oko
Der Affe als Mensch
Grundrechte. »Was ein Mann schöner ist wie ein Aff’, ist ein Luxus!« – dieses Bonmot stammt von dem österreichischen Autor Friedrich Torberg. Hätte er sich über die jüngste Entscheidung des Verbands Deutscher Zoodirektoren gewundert? »Wir halten nichts von Menschenrechten für Menschenaffen«, sagte Verbandspräsident Theo Pagel dem Kölner Stadt-Anzeiger und reagierte so auf das Anliegen der Tierrechtsorganisation Great Ape Projekt Deutschland, auch Menschenaffen die Grundrechte auf persönliche Freiheit, Leben und körperliche Unversehrtheit zu garantieren.   oko