Das Medium

Nichts als die Wahrheit

Seit letzter Woche wissen wir also dank Krautreporter, wie leserfinanzierter Journalismus funktionieren kann: Es braucht nur viel Ego-Getrommel in den verachteten traditionellen Medien und eine 60 000-Euro-Großspende der Augstein-Stiftung (plus einige größere Geldbeträge von Unternehmen) sowie viele begeisterte Menschen, die für fünf Euro pro Monat in Deutschland endlich unabhängigen Journalismus einführen wollen. Fragt man die Privatspender, was das ihrer Meinung nach genau ist, bekommt man Antworten, die man genau so auch von Teilnehmern der Montagsdemos erhalten kann: Springer ist böse, die großen Verlage sind böse, denn sie alle sorgen dafür, dass kein Journalist »die Wahrheit« schreiben darf. Konfrontiert man die Leute mit einer Liste kleiner, linker und vor allem unabhängiger Publikationen, herrscht großes Schweigen, bevor entweder »aberaberaber ich kauf ja hin und wieder die Taz, so ist das ja nicht und manchmal klick ich auch auf Jungle World-Links« gesagt wird oder lang und breit erklärt wird, dass man sich den unabhängigen Journalismus eigentlich eher nicht so links vorstellt.
Ab September werden die Krautreporter online zeigen, was sie sich unter unabhängiger Berichterstattung vorstellen. Autor Rico Grimm hat schon geschildert, was er vorhat. Weil niemand verstehe, »warum Israelis und Palästinenser keinen Frieden schließen können«, wird er israelische Siedler besuchen und interviewen, mit einem klaren Ziel: »Am Ende soll ein Panorama stehen, das diese selbst ernannten ›Herren des Landes‹ zeigt.« Seine Kollegin Theresa Bäuerlein hat Ähnliches vor: Sie wird einen militanten israelischen Siedler porträtieren.
Das mögen die Fans des leserfinanzierten Journalismus.