Berlin Beatet Bestes. Folge 249.

Lonely WM

Berlin Beatet Bestes. Folge 249. Eilemann-Trio: Tore sind zum Schießen da (1964).

Tore sind zum Schießen da/Jupei-di, jupei-da!/Und eh wir nach Hause gehn,/wolln wir Tore sehn.« So sang das Kölner Eilemann-Trio bereits vor 50 Jahren ganz richtig. Tore will ich tatsächlich sehen. Leider kann es während des Spiels passieren, dass meine Freundin in der 110.  Minute nach Hause kommt oder uns jemand besucht und die Fußballübertragung im Handumdrehen kein Thema mehr ist. Wäre ja auch zu unhöflich, einfach weiter zu gucken, wenn Gäste kommen. Klar setzten wir uns dann in die Küche und quatschen erst mal. Mir fehlt eine Tüte Testosteron, um da rigoros auf der Couch sitzen zu bleiben. In diesem Jahr habe ich, anders als bei den vergangenen Fußballweltmeisterschaften, viele Spiele allein zu Hause verfolgt. Auch hier in meiner Straße hält sich die WM-Begeisterung sichtbar in Grenzen. Es wird sicher Menschen geben, die die WM interessiert, aber in meiner Straße wohnen sie nicht.
Zurück zur Platte. Das Eilemann-Trio hat in den fünfziger, sechziger und siebziger Jahren einige sehr populäre Karnevalslieder gemacht, ist aber für Popmusik-Fans uninteressant. Dennoch hier kurz die wichtigsten Daten: Gegründet 1952 von Günter Eilemann. Fernsehauftritte bei Peter Frankenfeld, Hans-Joachim Kuhlenkampff und Hans Rosenthal. Aufgelöst 1992. Eilemann wurde im vergangenen Jahr 90 Jahre alt. Die Geburtstagsfeier fand im Kölner Karnevalsmuseum statt.
Vor einigen Tagen verbrachte ich mal wieder eine Stunde mit dem Wühlen in staubigen Single-Kisten, bis meine Finger schwarz waren. Zum Glück war ich im hinteren Raum des Ladens völlig allein und die junge Frau, die an der Kasse stand, ließ mich auch in Ruhe. So konnte ich Kiste um Kiste durchsehen, bis ich auch an die ­unterste Kiste kam, die möglicherweise am seltensten bewegt worden ist. Der Goldsucherinstinkt verlangt es, immer bis zum Ende des Stapels und dem Boden der Kiste vorzudringen. Könnte ja sein, dass genau da die eine heiße Scheibe versteckt ist, die zuvor noch kein anderer Sammler in die Finger bekommen hat. Eigentlich sinnlos, da ich sowieso sammle, was andere Sammler liegen lassen, aber so tickt nun mal der Entdeckergeist.
Heiße Scheiben fand ich diesmal zwar nicht, aber einen kleinen Stapel trug ich doch zur Kasse. Die junge Verkäuferin rief erstmal den Chef an, um zu fragen, was die kosten. Das bedeutet meist nichts Gutes. Ohne den Blick von Angesicht zu Angesicht könnte der Händler vermuten, dass er es mit einem Hardcore­sam­mler zu tun hat, der ihm die rarsten Platten abluchsen will. Mir ist das egal, denn ich würde den Stapel liegen lassen, wenn der Händler zu viel verlangt. Ich wartete dennoch gespannt, bis sie die Titel vorlas: »Käpt’n Bill: Der alte Kahn, Heut’ tanzen wir zu Hause, Bertelsmann Schallplattenring, Kölner Humor: Tünnes und Schäl, Tore sind zum Schießen da, Eilemann-Trio.« Da war ich auf der sicheren Seite. Zufrieden zahle ich ein paar Euro und ging.
Mein Name ist Andreas Michalke. Ich zeichne den Comic »Bigbeatland« und sammle Platten aus allen Perioden der Pop- und Rockmusik. Auf meinem Blog Berlin Beatet Bestes (http://mischalke04.wordpress.com/) stelle ich Platten vor, die ich billig auf Flohmärkten gekauft habe.