Das Medium

Daten auf Vorrat

Dass sich die Mitglieder der Antiüberwachungspartei hauptsächlich mit der Überwachung ihrer innerparteilichen Gegner beschäftigen, ist keine ganz neue Erkenntnis. Und so war es wohl auch nur eine Frage der Zeit, bis Mitglieder der Piratenpartei auf die Idee kamen, sich die Sache etwas leichter zu machen und das Sammeln von kompromittierendem Material oder zumindest von persönlichen Informationen anderer Leute zu automatisieren. Um Klagen von Parteimitgliedern gegeneinander zu erleichtern, so die offizielle Begründung, werden Tweets von mehr als 4 000 von den Betreibern für irgendwie links gehaltenen Twitter-Usern gesammelt, gespeichert und später soziologisch ausgewertet – im Gegensatz zu dem, was der oder die Macher in einem am Wochenende extra angelegten FAQ behaupteten, handelt es sich dabei allerdings nicht bloß um das Sammeln von Tweets, die mit bestimmten Hashtags versehen waren, denn von manchen Accounts (zum Beispiel meinem) wird alles automatisch gesammelt und gespeichert, egal, ob es darin um Piraten geht oder um neu erworbene Obsttellerchen. Ist das Speichern von Daten auf Vorrat aber nicht Vorratsdatenspeicherung? Ah was, nicht wenn Piraten das tun, finden erstaunlich viele Mitglieder. Wobei der Parteivorstand dem Blog Ruhrbarone mitteilte, dass der Tweetspeicherer vielleicht auch gar kein Mitglied sei – was schon etwas erstaunlich ist, schließlich hatte derjenige erst vor kurzem auf dem Bundesparteitag für diverse Ämter kandidiert. Ganz besonders apart ist, wie mit denjenigen verfahren wird, die ihre Tweets nicht gesammelt (und ausgewertet) haben möchten. Sendet man an den Macher einen Tweet mit einem bestimmten Wort, wird die entsprechende Datensammlung nicht etwa gelöscht, sondern bloß unsichtbar gemacht – außer man formuliert die Bitte nicht höflich genug, dann bekommt man pampige Antworten.