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Vor gut 17 Jahren war das ansonsten relativ überflüssige Wort »Ostkompetenz« plötzlich ganz bedeutsam. Die Geschäftsführung einer anderen Zeitung, aus der diese hier antagonistisch hervorgegangen ist, war der Meinung, jene stärken zu müssen, und meinte damit vor allem, der DDR-Verklärung Tür und Tor zu öffnen. Das war irgendwie nicht in unserem Sinne, und unter anderem dies führte letztlich dazu, dass Sie seit über 17 Jahren die Jungle World lesen können. Zugegebenermaßen hatten wir in all den Jahren relativ wenig Ostkompetenz an Bord. Wir zogen aus dem Ostteil der Stadt nach Berlin-Kreuzberg und die Zahl der Ossis in Redaktion und Verlag kann man seitdem an einer Hand abzählen.
Umso glücklicher waren wir, als wir vor gut einem Jahr endlich wieder eine Kollegin bei uns begrüßen konnten, die die kyrillischen Schriftzeichen auf der Pralinenpackung entziffern konnte, die Elf 99 nicht für eine Verschwörungsformel und »Nu, pogodi!« nicht für eine Partisanenschnulze hielt. Und die obendrein so herrlich schnoddrig berlinerte, dass uns zuweilen fast die Ohren abfielen vor Entzücken. Sie kannte sich aber nicht nur im Osten aus, auch aus Westberlin wusste sie vieles zu berichten, zum Beispiel von Autobahnteilstücken, von denen Westler noch nie gehört hatten. Dass sie obendrein nicht nur Berlin- und Ostkompetenz besaß, sondern auch noch in ihrem Fach glänzte und mit viel Kreativität und Leidenschaft herumlayoutete, dass es nur so eine Freude war, ließ uns sie schon nach kürzester Zeit ins Herz schließen. Umso trauriger, dass unsere Wege nun schon wieder auseinandergehen. Sie hat aber versprochen, uns gewogen zu bleiben, so dass wir auch künftig hin und wieder auf ihre verschiedenen Kompetenzen werden zurückgreifen können. Und der ein oder andere Wodka steht ja auch noch aus.
Glücklicherweise fand sich schnell ein nicht nur ebenfalls sehr kompetenter, sondern auch sehr netter Nachfolger, der noch eine andere Kompetenz mitbringt, die uns derzeit sehr gelegen kommt. Er stammt nämlich aus Österreich, also den Ostalpen, ein Alpenossi sozusagen, womit wir in gewisser Weise doch wieder erweiterte Ostkompetenz in unseren Reihen haben. Und das trifft sich gut, denn dieses Jahr wird uns unsere Auslandsreise nach Wien führen. Am 18. September wird unsere Doppelnummer aus und über Österreich erscheinen. Auch in Österreich selbst übrigens, denn seit ein paar Wochen sind wir auch dort am Kiosk zu haben. Endlich kein Schmarrn mehr – das ist unsere Losung. Zu diesem Anlass gibt es auch eine Abo-Kampagne, siehe Seite 20! Das Angebot ist wirklich »urst gut«, wie der Ossi, oder »ur gut«, wie der Ösi sagen würde. Sie sehen, so groß sind die Unterschiede gar nicht.