Yoga und Politik

Indien. Seine Work-Life-Balance ist dem indischen Ministerpräsidenten Narenda Modi sehr wichtig. Überzeugen kann man sich davon auf seiner Homepage (www.narendramodi.in). Dort geht es überraschend poetisch zu. Es gibt hübsche Fotos von mit Tautropfen überzogenen Pflanzen und sogar Gedichte von Modi. »Was die Prosa nicht auszudrücken vermag«, so der Präsident, »lässt sich in der Poesie sagen.« Politik ist für ihn also nicht alles. Was für deutsche Regierungschefs das Wandern ist, ist für Modi das Yoga. Jeden Tag mache er seine Übungen, erzählt er auf der Website. »Yoga ist Indiens Geschenk an die Menschheit, mit dem wir die ganze Welt erreichen«, lautet die Botschaft. Damit die Bevölkerung diese Tradition nicht vergisst und fleißig den Sonnengruß übt, hat der Ministerpräsident jetzt einen eigenen Yoga-Minister ernannt. Zu den Zuständigkeiten des neuen Ressorts gehört auch die Förderung von Ayurveda und Homöopathie. Der neue Yoga-Minister ist der bisherige Umweltminister Shripad Yesso Naik.   her
Freizeit und Gestaltung
Mark Mothersbaugh. Die Schlange vor der Wildwasserbahn ist immer die längste. Man wird nass, es ist kein warmer Tag, man friert. Wenige Meter entfernt hampeln Männer mit Federschmuck herum, um die Ecke wird mit Matsch gekleckert – Goldwaschen nennen sie es hier. Dass nicht jeder Freizeitpark derart phantasielos gestaltet werden muss, wird Wes Anderson mit seinem kommenden Projekt aller Voraussicht nach beweisen. Der Regisseur, berühmt für seine detailverliebten Ausstattungen, hat bekanntgegeben, Mark Mothersbaugh mit der Konstruktion eines Freizeitparks zu beauftragen. Mothersbaugh ist Mitbegründer der New-Wave-Band Devo, komponiert Musik für Filme, Videospiele und Serien und hat schon häufiger mit Anderson zusammengearbeitet. Er zeichnete unter anderem für die Soundtracks von »The Royal Tenenbaums« und » The Life Aquatic with Steve Zissou« verantwortlich. Außerdem ist er als bildender Künstler aktiv – Anderson hofft, die Konstruktion bald in Auftrag geben zu können.   oko
Künstler und Mythen
Nick Cave. Wenn der Wecker um sieben Uhr klingelt, ist er schon lange wach und zur Hälfte angezogen. Feiste Goldringe zieren seine Finger, Goldketten baumeln an seinem Oberkörper. So beginnt der 20 000. Tag im Leben eines selbsternannten Rockstars. Selbstverständlich ist »20 000 Days on Earth« keine Dokumentation über das Leben Nick Caves – der Film handelt von der Vorliebe eines Künstlers, sich selbst zum Mythos zu machen. »Rockstars muss man von Weitem erkennen, in einem Strich malen können«, sagt er. Das sollte in seinem Fall möglich sein, denn seine Garderobe ist praktisch eine Uniform, die unmöglichen Sonnenbrillen lassen ihn wie einen Verbrecher aussehen, der sich im Jahrzehnt geirrt hat. Als Nick Cave in Berlin lebte, trieb er sich häufig auf Flohmärkten herum. Ein besonderer Quell seiner künstlerischen Inspiration wird aus den Tiefen des Nick-Cave-Archivs befördert: drei abgeschnittene Haarzöpfe. Unheimlich. Aber auch irgendwie gut.   oko
Hip-Hop und NS
Nicki Minaj. Eben noch wurde Nicki Minaj bei den überflüssigen MTV European Music Awards als beste Hip-Hop-Künstlerin geehrt, nun wird sie heftig kritisiert. In dem gezeichneten Videoclip zu ihrer jüngsten Single »Only« tritt die Sängerin als Diktatorin auf, von Flaggen prangen schwarze Symbole, die an nichts anderes als Hakenkreuze erinnern, Soldaten tragen rote Armbinden.Vermutlich sollte das Video Empörung auslösen. Aber eigentlich fragt man sich nur: Hä, wieso jetzt? Und im selben Moment beschleicht einen die Ahnung, dass man die Antwort eigentlich gar nicht hören möchte.   oko