Noch nicht ganz tot

Es ist ruhig geworden im »Tal der Gefallenen«, in dem der ehemalige spanische Diktator Francisco Franco und der Gründer der faschistischen Falange-Partei, José Antonio Primo de Rivera, begraben liegen. Noch vor wenigen Jahren war die Grabstätte ein beliebter Wallfahrtsort der spanischen Rechten. Regelmäßig kam diese am 20. November, dem Todestag Francos und Riveras, in Massen dort zusammen, um beider zu gedenken. Die Architektur der Anlage, die Franco nach dem Ende des Bürgerkriegs von etwa 20 000 Zwangsarbeitern errichten ließ, veranschaulicht das enge Band zwischen katholischer Kirche und franquistischem Regime eindrucksvoll. Vom Eingang des Tals schlängelt sich eine sechs Kilometer lange Straße den Berg hinauf, die auf einem weitläufigen Paradeplatz vor einer 260 Meter tief in den Felsen gehauenen künstlichen Höhle endet. Bereits von der Straße aus ist das 150 Meter hohe Betonkreuz, das darüber thront, nicht zu übersehen. Im Inneren der in den sechziger Jahren offiziell zur Basilika erhobenen Grabstätte begegnen einem auf dem Weg durch das Kirchenschiff meterhohe Statuen der Erzengel sowie Wandgemälde mit Szenen aus der Apokalypse. Neben wenigen Besucherinnen und Besuchern im Tal lassen sich zum diesjährigen Todestag lediglich Blumensträuße auf den Grabplatten finden. Ein Grund hierfür ist, dass seit 2007 sämtliche politischen Demonstrationen und Sympathiebekundungen an diesem Ort offiziell verboten sind. Repräsentativ für den Umgang mit dem Erbe des Franquismus ist dies jedoch nicht, wie ein aktuelles Beispiel aus Madrid verdeutlicht. Dort sollen demnächst 800 Gedenkplaketten für die »Opfer von Terrorismus« installiert werden. Die erste Plakette wird dabei ausgerechnet Luis Carrero Blanco gewidmet, der rechten Hand Francos und ab 1973 für kurze Zeit dessen direkter Nachfolger. Nach nur sechs Monaten Amtszeit beendete die ETA abrupt seine Karriere, indem sie eine Bombe unter seinem Wagen explodieren ließ.