Ritterspiele für Akademiker

Was für ein bizarres Ambiente hat sich der Satiriker Anselm Neft da ausgesucht: Max Wesendonck und Katja Strappen sind Freunde von Jugend an; er ein fresssüchtiger Klops mit Minderwertigkeitskomplex, sie ein kluges Metal-Mädchen aus gutem Hause. Nach ihrem Studienabschluss in Philosophie begeben sich beide auf Tour mit der Mittelalterband »Kobold« und bereisen als »Theoprastus Bombastus von Witterschlick« und »Wanderpäpstin und Gegenhure« Burgfeste und Hochzeiten.
Doch Anselm Neft ist zu klug für einen Comedyroman und entwirft eine anrührend unbeholfene Liebesgeschichte zweier Intellektueller. Neft, der selbst zwei Jahre mit einer Mittelalterband auf Tour gewesen ist, behandelt seine Figuren mit Respekt – und das macht seinen Roman trotz manch ausgewalztem philosophischem Exkurs lesenswert. Man beginnt gar, dem kuriosen Gegenwartseskapismus von Mittelaltermärkten und Liverollenspielen Sympathie entgegenzubringen.
Entstanden ist ein grandios komischer Unterhaltungsroman für Gerndenker, und genau das könnte sein Problem sein, denn nichts steht in der deutschen Intelligenzija stärker unter Generalverdacht als Spaß. Oder um es mit Max Wesendonck zu sagen: »Es hat immer etwas Rührendes, wenn sich Deutsche in Ekstase versuchen.« Man möchte dem Buch viele gerührte Leser wünschen.

Anselm Neft: Helden in Schnabelschuhen. ­Albrecht Knaus Verlag, 2014, 288 Seiten, 16,99 Euro