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Tränen, Herzen, Kussmünder und gereckte Daumen bevölkern E-Mails, SMS und Facebook. Alles begann mit dem lachenden Gesicht und sah dann ungefähr so aus: »Text kommt gleich :-)« Solche Mails erhalten Redakteure und Redakteurinnen relativ häufig, wie jetzt eine Kurzumfrage in der Redaktion ergeben hat. Weniger gebräuchlich in der digitalen Kommunikation zwischen Redakteuren, Autoren, Verlagen und Pressestellen sind dagegen die lustigen gelben Smiley-Symbole. Mail an Suhrkamp mit Zwinker-Face geht gar nicht.
Das findet auch ein Kollege aus dem Layout, der sich als eher trockener Typ beschreibt. »Wir Apple-User machen das privat, weil die Emojis so schön sind. Vor allem Partyhüte sorgen für gute Stimmung.« In der ­E-Mail-Kommunikation mit Geschäftspartnern seien Schnarch- und Feier-Symbole oder der Fuß-im-Mund-Smiley aber tabu.
Lockerer sitzen die Emoticons bei der Sportredakteurin. Sie verwendet den lachenden Smiley in Mails »statt eines Satzzeichens«, also relativ häufig. Es müsse aber unbedingt der lachende Smiley sein, nur er sorge für diese besondere freundliche Atmosphäre. Ein No-Go ist für die Sportredakteurin der fiese Zwinker-Smiley. »Der ist was für Leute, die beim Sprechen ständig Anführungszeichen in die Luft malen.« Zudem ist sie eine Anhängerin der japanischen Zeichensprache und liebt Kaomojis, also stilisierte Smileys, die nicht auf die Seite gedreht sind.
Ein paar Türen weiter sitzt ein Kollege, der noch nie im Leben ein Emoticon benutzt hat, weder privat noch im Job. »Vielleicht ist das eher was für Leute, die auch Wand-Tattoos mögen und Tapeten mit ›Cappu­chino‹-Schriftzug in der Küche haben«, mutmaßt er.
Zu Hause keine Tapeten an der Wand, aber »viele graphische anspruchsvolle Symbole« auf der Handy-Tas­tatur hat die Kollegin – und nutzt sie auch. »Natürlich nur im kleinen Kreis. Emoticons sind die Glanzbildchen 2.0. Aber wenn ich bei jemandem einen Text über die Aktualität von Marx bestelle, könnten Streublümchen und Zwinkerkatzen in der Mail auch stören.«
Genauso sieht es ein weiterer Kollege. »Uns stehen genug sprachliche Mittel zur Verfügung«, begründet er den Verzicht auf Smileys und Konsorten in der Redaktionskommunikation. Beim Chatten auf Facebook mit Lesern und Autoren seien die Symbole aber durchaus hilfreich, um schnell reagieren zu können und um Missverständnissen vorzubeugen. Daumen hoch!