Stabiler Pop

Das Label XL Recordings veröffentlicht Musik von den White Stripes über M.I.A. bis Radiohead – und nun auch das Debütalbum der Zwillinge von Ibeyi, die in Kuba aufgewachsen sind und mittlerweile in Paris leben. Ibeyi verschmelzen Piano, akustische Rhythmen und elektronische Soundästhetik zu berührend persönlichen Kompositionen. Zu tiefer gelegten Beats und allerlei Percussion – das Cajon lässt grüßen – singen Ibeyi vielstimmig auf Englisch und Yorùbá. Für Yorùbá haben sie sich entschieden, weil es die Sprache der im Kolonialismus nach Kuba verschleppten nigerianischen Sklaven war.
Ibeyis geräumige Arrangements bieten Platz für gelassene Momente zwischen hoffnungsvoller Lebensfreude und Melancholie. Dabei erinnern die hier und da gesungenen »Oh Lords« weniger an Blues als an Neuinterpretationen von African American Spirituals, der Gesang ihres Hits »River« lässt für einen kurzen Moment an die Eigenartigkeit Bianca Casadys denken, der einen Hälfte des ebenfalls in Paris lebenden Geschwisterduos Coco Rosie.
Mit Worldmusic haben Iberyi übrigens nichts zu tun, selbst wenn ihr Vater Teil des legendären Buena Vista Social Clubs war. Dann schon eher mit ihrer Labelkollegin, dem tanzenden und überall gefeierten Internetvideostar FKA Twigs – allerdings begehen Iberyi weder den Fehler, ihre organisch anmutenden Klänge in sakralen Zuckerguss-R’n’B zu verwandeln, noch lassen sich auf ihrem gelungenen Debütalbum esoterisch verbrämte Passagen finden.

Ibeyi: s/t (XL Recordings/Indigo)