Leicht weggetreten

Im Booklet ihres zweiten Albums thematisieren THEESatisfaction ihre Inspirationen: Erde, Menschheit, Realität. Und noch eine weitere Quelle wird genannt, die sich von dem arg um Harmonie bekümmerten Künstlersprech abhebt: Wahnsinn. Themen, die auch zum Hörerlebnis passen. Einerseits ist »EarthEE« in sich geschlossen, hat einen eigenen Sound und eine stimmige Ästhetik des Weggetretenen. Andererseits legen sich einige Songs doch quer. Dann wird aus dem Sedierten ein Fiebertraum.
Catherine Harris-White und Stasia Irons hatten 2012 ihr Debüt »AwE NaturalE« auf Sub Pop veröffentlicht, dem Label des Grunge-Booms. Seitdem haben sie viel Aufmerksamkeit und Lob für ihre kritische politische Haltung und Musik erhalten. »EarthEE« ist bestimmt von einer laid back-Atmosphäre, die erzeugt wird aus Jazz, HipHop, Soul und viel Psychedelia. Sun Ra und der Afrofuturismus spielen eine Rolle – das alles ist so souverän wie überzeugend. Dass »EarthEE« sich nicht um so etwas Simples wie einen Hit kümmert, weiß manch einer erst beim zehnten Durchlauf zu schätzen. Das Album ist so stimmig, weil kein Song heraus- sticht und die Grenzen verschwimmen. Alles fließt, schmeichelt sich ein – trotz des mitunter reingrätschenden Billig-Keyboards. Mit schnöder Wut, der aus der Grunge-Ära zum Beispiel, ködert »EarthEE« nicht. Natürlich sind THEESatisfaction gegen das Mackertum der Szene. Dass sie sich auf das Spiel gegenseitiger Übertrumpfung nicht einmal einlassen, lässt Punkkids aber doch nachdenklich werden.

THEESatisfaction: EarthEE (Sub Pop/Cargo Records)