Sag mal Piep

Die Welt ist kein guter Ort für Menschen, die notorisch ihre Schlüssel verlegen. Jedenfalls jetzt nicht mehr, denn es gab eine Zeit, da wurden für Vergessliche kleine Geräte angeboten, die auf Zupfiff reagierten und mit scheußli­chem Gepiepe antworteten, so dass es kein Problem war, den aus Versehen im Kühlschrank oder unter einem Stapel Bücher abgelegten Schlüsselbund zu finden, vorausgesetzt, man hatte das kleine Gerät daran befestigt und war in der Lage, so laut und dazu auch noch in der richtigen Frequenz zu pfeifen, dass das Dingens verstand, dass es gemeint war.
Aus, vorbei, die Schlüsselfinder werden nicht mehr angeboten, jedenfalls nicht in Supermärkten, Spätis, Tankstellen oder anderen Orten, wo man vorbeikommen und »Ha! Haben!« denken würde. Und so verbringt man als durchschnittlich verpeilte Schlüsselverlegerin viele, viele Viertelstunden im Jahr damit, nicht pünktlich aus dem Haus zu kommen, weil man ja ohne Möglichkeit, später wieder reinzukommen – es ist eben ein großes Elend.
Aber zum Glück gibt es den technischen Fortschritt, und zwar in Form von G-Tag, einem Gerätchen mit App. Das Gerätchen kommt an den Schlüsselanhänger und die App aufs Handy, wo sie im Verlegungsfalle das Gerät­chen benachrichtigt, auf dass es Geräusche produziert und gefunden werden kann. Theoretisch jedenfalls, denn mit älteren Smartphones funktioniert das Ganze nur unvollkommen, nämlich nach dem Prinzip einer digitalen Wünschelroute, die mit einem größeren oder kleineren Kreis anzeigt, wie nah das Handy dem Schlüsselanhänger ist. Aber hej, es funktioniert durchaus auch so. Blöd ist halt nur, wenn man gleichzeitig dazu tendiert, das Handy so lange irgendwo liegen zu lassen, bis es aus Energiemangel ausgegangen ist und man es nicht anrufen kann, um es wiederzufinden.