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»Deutschland kaputt – Hurra!« gab’s als Party vorige Woche, gibt’s aber auch als Tasche im Jungle World-Shop, für alle, die den Festakt zum 70. Jahrestag der deutschen Niederlage im Berliner Schwuz verpasst haben. Es war eine antideutsche Pflichtveranstaltung, zu der dann auch rund 1 600 Leute nach Neukölln ­kamen. Für die Redakteure hieß das erstmal Arbeit, Arbeit, Arbeit. Zum Beispiel für den Inlandskollegen, der zwei Stunden Kassenschicht hatte und anschließend wegen Familienpflichten sofort nach Hause musste. Sein Fazit: »Hammer!« Enthusiastischer ist die Themenredakteurin, sie kommt auf eine Partyverweildauer von drei Tagen inklusive Nachtstunden. Für sie war es die »Party des Jahrhunderts«, also irgendwas zwischen Woodstock und Studio 54. Nach dem Festakt im Schwuz ging es auf der After-Hour-Party im Golden Gate weiter beziehungsweise erst richtig los. Der Champagner floss in Strömen im Club an der Jannowitzbrücke, aber ein paar Gäste waren nüchtern genug, um die grimmig vorbeifahrende Rocker­clique zu identifizieren. Es waren Putins Nachtwölfe, die durch das im Dämmerschlaf liegende Berlin fuhren. Obama hat niemanden vorbeigeschickt. Schade, schade, seine Leute hätte man ja reingelassen. Von den neuen Räumen des Schwuz waren alle ziemlich begeistert, allerdings gab es auch ein paar Mäkler. Für einen Raucher, der mit elektronischer Tanzmusik nicht viel anfangen kann, sei das nicht die ideale Partylocation, monierte unser Lektor, der sich die Nacht im Rauchereckchen um die Ohren schlagen musste. Aber das schöne Motto der Party entschädigt schließlich für vieles. »Deutschland kaputt – Hurra« – was heißt das eigentlich für den Redaktionsalltag? Wenn man eine historische Paralelle ziehen dürfte, befände sich die »Jungle World« noch ganz am Anfang des Wiederaufbaus. Damit wird jetzt nicht auf übernächtigte Redakteure angespielt, die sich mittels Club Mate und Bio-Food zu regenieren versuchen, sondern die unter Papier, Schutt und Asche liegenden Redak­tionsräume sind gemeint. Hier muss dringend aufgeräumt werden.