Ich habe einen Traum

Bedauerlicherweise wird das »Internet der Dinge« wohl eher nicht darauf hinauslaufen, dass in absehbarer Zeit hübsche Mauern um die Kanäle von Youtube-Stars gebaut werden können, auf dass sie und ihre hunderttausend Anhänger für alle Zeit abgeschottet von der Welt ihrem Bullshit frönen können. Das ist sehr schade, denn für uns von der Generation »Bitte was? Youtube-Star?« wäre das Leben ohne Begegnungen mit diesem Parallel-Universum, in dem Menschen große Mengen Geld mit der Kombination von Penetranz und Indolenz verdienen (das also streng genommen ein Abbild der wirklichen Welt ist, wenn man es genau betrachtet), doch eigentlich sehr schön, denn wer braucht schon das gleiche bekannte Elend dupliziert? Tja. Was wäre man damals ausgelacht worden, wenn man auf dem Höhepunkt der Internetbegeisterung, also damals, als selbst in jedem Provinzblättchen Visonen darüber niedergeschrieben wurden, wie sehr dieses hippe neue Dingens die Welt zu einem besseren, friedlichen Ort, angefüllt mit Menschen, die unermüdlich online für Frieden, Völkerverständigung und was es nicht noch alles gibt arbeiten, gesagt hätte: »Kann aber auch anders laufen. Stellt euch das Internet mal besser als eine Art digitalen Höllenkreis vor, in dem Unverstand, Vorurteile, Verschwörungstheorien und Hass aller Art frenetisch bejubelt und vor allem massenhaft verbreitet werden und wo keine Dummheit zu dumm ist, als dass sie nicht viele Fans findet. Und dazu wird es dann auch noch etwas namens Twitter geben.« Ausgelacht wäre man geworden, schallend. Aber wer weiß, vielleicht wird das mit dem Internet der Dinge ja doch auch ganz anders als prognostiziert und wir können die ganzen Knalltüten bald völlig unvirtuell einmauern. Was für eine tröstliche Vorstellung.