Die Reaktion

Es war eine besondere Woche, in der wir jeden Tag ein wenig gefeiert haben. Zu unserem 18. Geburtstag haben wir uns von Freunden, Bekannten, Fans, aktuellen Liebhabern und Verflossenen gratulieren lassen und ihre Botschaften gedruckt (»18 Jahre ungezogen«). Manche Glückwünsche haben uns auf anderen Wegen erreicht. Besonders gerührt waren wir vom Gruß der Zeitung AK – Analyse und Kritik, die uns auf ihrer Facebook-Seite gratulierte. Eine »gelegentlich gehasste, manchmal geliebte, uns jede Woche provozierende, selten gleichgültig lassende (…) Publizistik-Konkurrenz« nennt sie die Jungle World, wünscht »alles Gute« und hofft, »dass euch jetzt nicht derselbe Horror blüht wie uns, als wir volljährig wurden: Mauerfall (…), Großdeutschlandtaumel, Pogromstimmung und was nicht alles noch. (…) Feiert schön, ihr Nervensägen!« Wir sagen: Danke, liebe Kolleginnen und Kollegen, der Kampf geht weiter! Die lieben Glückwünsche der AK blieben nicht unkommentiert. So erschien unter dem Post ein einziger Kommentar, geschrieben von Katja J.: »Ja, herzlichen Glückwunsch zu 18 Jahren Menschenverachtung, Kriegshetze und Islamfeindlichkeit!« Nur 6 Likes, ein Shitstorm sieht anders aus. Auch auf unserer Facebook-Seite beschwerte sich jemand: »Diese Glückwünsche sind echt ein guter Grund, Euch zu disliken. Wünsche euch zu eurem Geburtstag noch mehr Springer-Leute, die euch hochleben lassen«, schrieb Müller M., der diesmal kein einziges Like bekam. Ansonsten nur lieb gemeinte Grüße, etwa: »Mit euch viel gelernt, nachgedacht, manchmal geärgert, meist aber gefreut«, oder: »Mit Bigbeatland groß geworden ( …) ! Danke, Mama, und alles Gute!« An dieser Stelle müssen wir gestehen: Etwas mehr Hass hätte uns beim Verlassen der Pubertät nicht schlecht getan. Wo sind die guten, alten Haters geblieben? Sind wir zu zahm geworden? Fragen, die uns fast in eine Identitätskrise gestürzt hätten. Zum Glück hatten wir noch genug Sekt vom Späti da. Prost!