Großreinemachen

Es ist noch nicht sehr lange her – gut, schon lange, aber eben nicht sooooo lange –, dass Apps den Weg zu Ruhm, Reichtum und Glück versprachen. Im Prinzip brauchte man, so lautete jedenfalls die einhellige Meinung internationaler Internet- und Gedöns-Experten, einfach bloß eine gute Idee zu haben, dazu eine hübsche App zu programmieren und schon konnte es losgehen, das Leben als Handykramsmacher-Jetsetter.
Und tatsächlich: Die potentielle Kundschaft kannte kein größeres Glück, als unmittelbar nach dem Erwerb des ersten Smartphones Stunden und Stunden im zum jeweiligen Hersteller gehörenden Shop herumzustöbern und sich das Mobiltelefon mit extremen Mengen Zeugs vollzustopfen. Es gab ja schließlich immens nützliche Sachen, zum Beispiel eine detaillierte Anleitung, was man machen muss, wenn im Restaurant am Nachbartisch jemand an einem Klops zu ersticken droht. Dann musste man nämlich nur besonnen zum Handy greifen, die entsprechende App antippen, sich das dazugehörige Video anschauen und gleichzeitig den Heimlich-Handgriff praktizieren – was aber vielleicht ein bisschen schwierig geworden wäre, wenn man dazu noch mal zurückspulen muss, weil man nicht so ganz sicher ist, ob man in der Aufregung auch wirklich alles richtig mitbekommen hat.
Aber egal, sicher ist sicher, und deswegen wird beim großen Handy-Reinemachen, was immer mal wieder ansteht, weil das schon etwas betagtere Modell die vielen Spielchen und so weiter nicht mehr so richtig schafft, die Heimlich-Anleitung nicht gelöscht. Weil, man weiß ja nie. Und außerdem gibt die App super Gesprächsstoff, hat nämlich sonst niemand, so etwas Tolles, und den Heimlich-Handgriff kennt auch kaum jemand. Reich sind die Entwickler des Lehrfilmchens übrigens wahrscheinlich nicht geworden. Schade, eigentlich.