Heat Studies

Zur Überraschung aller, besonders der Logistikdienstleister, ist es auch dieses Jahr wieder zu einem erstaun­lichen meteorologischen Phänomen gekommen: dem sogenannten »Sommer«, auch »El Niño des Nordens« genannt. Die genaue Herkunft dieses Naturspektakels ist noch unbekannt, man glaubt, dass es etwas mit in der Nordsee gefrorenen Giftgasen zu tun hat oder mit dem Erdmagnetfeld. Fest steht aber, dass die damit verbundenen Temperaturspitzen wieder alles in den Schatten stellen, was es gerne kühl hat, etwa Vanille-Frappuccinos oder Olivenöl. Dass aber Hitze vor allem ein kulturelles Konstrukt ist, wird meist vergessen. Verrückt: Dieselben Temperaturen, unter denen jetzt alle stöhnen, werden an einem Urlaubsort als angenehm empfunden – während sie in einem bollerheißen Büro als Zumutung gelten. »Heiß« und »kalt« sind vor allem soziale Kategorien. So wird ein »heißer Typ« bei den derzeitigen Wärmegraden als abturnend empfunden, sofern er anfängt, kurze Hosen zu tragen. Ein »cooler Typ« hingegen fängt bei Temperaturen über 40 Grad einfach zu schmelzen an. Es sind dies lediglich sprachliche Willkürakte, die sich sofort verflüchtigen, wenn der kühle Blick des postmodernen Kritikers auf sie fällt. Das Wasser, das wir absondern, unterscheidet sich zum Beispiel nicht von dem Wasser, das ein Vernebelunsapparat in zu trockene Räume nebelt. Mal empfinden wir dies als unangenehm, mal nicht. Schuld haben unsere Kultur und unsere Erziehung. Quantentherapeuten wissen, dass Temperatur nichts anderes ist als die Vibration von Molekülen. Diese Vibration aufzunehmen, sie reflektierend zu transformieren und sie dann dem Universum zurückzugeben – wie im traditionell hergebrachten Handwerk des »Hechelns« –, wär ein erster Schritt auf dem Weg zu einer vollklimatisierten Gesellschaft.