Arbeit stinkt!

Immer noch gibt es Tätigkeiten, die wir sinnloserweise selbst verrichten müssen: Vom Kochen, Putzen, Dekorieren, Autofahren erwartet die Welt, dass man sie selbständig ausführt und nur zu besonders festlichen Anlässen speziell dafür geschulten Händen überlässt. Paradoxerweise sind inmitten einer Explosion des Fachwissens, in der keine Automotorhaube geöffnet werden darf, ohne dass ein Computer daran angeschlossen ist, die wichtigsten, nämlich alltäglichsten Aufgaben zu einem ewigen Amateurtum verdammt; der Haushalt bleibt stets Laienspieltheater. Und obwohl Arbeit billig ist wie Dreck, sind die klassischen Dienstboten mit dem 19. Jahrhundert praktisch ausgestorben. Einer Frauenzeitschrift sagte die Kanzlerin einmal, wenn sie abspüle, denke sie nicht fortwährend: »Die Kanzerlin spült ab«. Mehr noch als der angeberische Biedersinn verstörte mich an diesem Zitat, dass es offenbar Gelegenheiten gibt, zu der die Kanzlerin selbst abspült. Parteipräferenz hin oder her, Demokratie la-di-da – ich mag mir keine Kanzlerin vorstellen, die Spülhände hat. Den Do-it-yourself-Haushalten ist auch zu verdanken, dass abseits der Arbeitsstätten nichts mehr richtig sauber gemacht wird, dafür aber überall Düfte versprüht werden. Gleich ob per Duftkerze oder »Breeze One Touch«: Überall müssen die olfaktorischen Beweise mangelnder Putzkompetenz überdeckt werden. Und egal, welche schillernden Namen sich die Düfte geben – immer riechen sie, streng genommen, nach Toilette. Toilette mit Waldaroma, Toilette mit Meersalz zwar – aber immer ist eine Fäkalnote dabei. Wahrscheinlich riecht es auch bei der Kanzlerin daheim so. Der Gestank des Selbermachens, der Pesthauch des Do-it-yourself – nicht einmal die mächtigste Frau der Welt kann ihm entkommen. Wenn man genau drüber nachdenkt, ist das vielleicht sogar fair.