Im Gletscher

Big Brave ist eine dieser Bands, die plötzlich auftauchen und einem unter die Nase reiben, wie saturiert man eigentlich ist. Wie man es sich eingerichtet hat in jener Lethargie, die einen glauben lässt, alles schon gehört und gesehen zu haben.
Das Trio aus dem kanadischen Montreal hat »Au De La« in Zusammenarbeit mit Efrim Menuck aufgenommen, einem der Gründungsmitglieder der stilprägenden Post-Rock-Band Godspeed You! Black Emperor – und eben dieses Musikgenre skelettieren Big Brave auf ihrem zweiten Album geradezu. Zwei Gitarren, sehr minimal gehaltene Drums und Percussion – auf einen Bass wurde verzichtet – arbeiten sich wuchtig und mit äußerster Intensität in Zeitlupe durch die Songs.
Die kalte, düstere Intonation von Robin Watties, der Sängerin und Gitarristin der Band, er­innert an die Künstlerin Scout Niblett und die Verletzlichkeit ihrer Musik. Allerdings wird ihr knochentrockener und unprätentiöser Ansatz von Big Brave in einem musikalisch noch radikalerem Kontext weitergeführt. In den weiten, wabernden Räumen, die sich zwischen ab und an hervorstechenden Tönen ergeben, entfaltet die Musik eine ebenso bedrückende wie unheimliche Wirkung. Dass da mit Greg Anderson von Sunn O))) ein Meister des musikalisch Unheimlichen mit seinem Label einspringt, scheint dann nur noch logische Konsequenz zu sein. »Au De La« ist ein stoisch-schöner Ab­gesang auf alles Freundliche und Zuversichtliche, ein 45minütiger Trip ins Innere ­eines Gletschers.

Big Brave: Au De La (Southern Lord ­Records)