Der Todesstern ist überall

Echtes Universum

Der Todesstern ist überall: Der neue Teil der »Star Wars«-Reihe wirkt in die Wirklichkeit hinein.

Technisch ist alles möglich im Film, aber offensichtlich setzt gerade das der Phantasie enge Grenzen. Der neue »Star Wars«-Film bricht zwar alle Rekorde – 50 Millionen Dollar im Vorverkauf, die Zuschauerzahl wird in die Milliarden gehen und die chinesische Spielzeugindustrie ist auch gerettet – aber ansonsten heißt es wieder: Lichtschwert, Chewbacca, Eltern-Kind-Problematik. Dabei wurden die meisten Modernisierungsauflagen erfüllt: Die »Macht« trägt eine schickere Maske, Luke Skywalker ist eine Luka. Der siebte Teil der Saga ist irgendwie ein Substrat der früheren Filme mit moderatem Update: Ganze Szenen werden einfach nachinszeniert. Und nicht nur »Star Wars« wird ­zitiert. Der neue Superbösewicht ist ein Gollum-trifft-Lord-Voldemort-Crossover, der kugelige Computerroboter hat einmal »Wall-E« zu viel geguckt.
Aber die Schauspieler sind ja auch alt und neu. Und die Witze und Kamerafahrten schön. Jede Menge Raumschiffeltern umschwirren die Nachkommenschaft, technisch auf dem Stand von vor 30 Jahren – was ist das denn für eine Galaxie?
Das alles minus Politik und Ökonomie: Die »Star Wars«-Reihe zeichnete sich auch durch Darstellung administrativer Ebenen aus, die neben den ganzen Gadgets verdeutlichte, wie Diktatur entsteht. Durch Herbeiführung des permanenten Ausnahmezustands beziehungsweise einfach so. Die Stadtlandschaften als Orte der Gesellschaft fehlen hier folgerichtig. Imperium leitet sich nicht her, es ist gesetzt. Also: Nach furiosem Auftakt werden Menschen in den immer gleichen Dörfern von den immer gleichen Fluggeräten angegriffen, man verhaut sich im verschneiten Wald. Diplomatie existiert nicht, es ist gleich Krieg. Kann sein, dass die Macht hier erwacht – die immergleichen Kämpfe können auch ein Nickerchen zeitigen.
Gähn, mecker – Schluss damit. Denn siehe da, der Film wirkt in die Wirklichkeit! Ich fahre nach der Vorstellung durch die Stadt, am Regierungsviertel vorbei. Da steht das monströse Kanzleramt, ist das nicht die Zentrale des Imperiums, herrscht hier nicht auch ein Elternteil? Luke, ich bin deine Mutti! Superfilm, alles echt: Wie auf dem Todesstern kann man sich überall fühlen.
»Star Wars – Das Erwachen der Macht« (USA 2015). ­Regie: J. J. Abrams, Darsteller: Harrison Ford, Daisy ­Ridley. Der Film ist bereits angelaufen.