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Der Aufzug ist eingefroren. Oder einfach nur kaputt. So fängt das neue Jahr beschwerlich an für die gemütliche Redaktion. Kühl wie im Gefrierfach ist es in den meisten Räumen immer noch. Und die schlimmen Themen gehen uns auch nicht aus. Wirklich Neues hat das neue Jahr also nicht zu bieten. Wieso auch, schließlich folgt ja nur ein Tag auf den nächsten. Nun gut, das Datum schreibt man trotzdem zunächst einige Wochen lang noch falsch, wie beim Geburtstag, wenn man sich an das höhere Alter noch nicht gewöhnt hat. Aber ansonsten geht das ganze Elend weiter wie gehabt. Und was würden wir denn tun, wenn es keine Jihadisten, Faschisten, Rassisten, Sexisten, Kapitalisten, Antisemiten und Querfrontler (jedweden Geschlechts) gäbe, über deren Schandtaten wir berichten könnten? Uns des Lebens freuen? Darüber lässt sich vielleicht reden. Derweil bekommen Sie das ganze Elend und die Schandtaten in der Jungle World fein aufbereitet und analysiert. Und es wird doch etwas Neues geben: Zu unseren guten Vorsätzen für dieses Jahr gehört, dass die Jungle World noch ansprechender gestylet wird. Wann genau Sie das rundum überarbeitete erste Exemplar in Händen halten dürfen, verraten wir lieber noch nicht, das weckt nur zu hohe Erwartungen. Denn ansonsten lautet unser Vorsatz, keine Vorsätze zu haben. Die meisten Kolleginnen und Kollegen betonen, sich noch nie welche gemacht zu haben. Eine Redakteurin hatte wohl einen, hat ihn aber bereits wieder vergessen, und eine andere hätte gerne ein Sofa, aber auch das schon seit Monaten, nur sei ihr Zimmer immer noch nicht gewachsen. »Ich will so bleiben, wie ich bin«, fasst der Kollege aus dem Layout seine Devise zusammen. Auf die Aussichten für das kommende Jahr angesprochen, raunt er nur: »Es werden Menschen sterben und es werden Kinder geboren.« Fast alle Kolleginnen und Kollegen sind der Überzeugung, dieses Jahr werde besser als das vergangene, »richtig gut« sogar, meint der Feuilletonredakteur. Die Geschäftsführerin räumt ein, das denke sie jedes Jahr, das kommende Jahr müsse dann aber mindestens bombig werden, schließlich sei sie schon 40. Ein Kollege erstaunt mit der Aussage, dass er regelmäßig vom 27. Dezember bis zum 27. Januar keinen Alkohol trinke. Nach Silvester habe er dann immer einige Wochen lang Mitstreiter. Der Geschäftsführer lehnt das ganze Neujahrsbrimborium hingegen grundsätzlich ab und betont, schon unterjährig mit dem Rauchen aufgehört zu haben. Ab dem 1. Januar aufzuhören sei ja wohl der größte Rohrkrepierer überhaupt und er kenne mehrere Leute, die in spätestens drei Wochen wieder rauchen. Der Auslandsredakteur raucht an diesem Dienstag nicht in seinem Bürozimmer. Aber nur aus Rücksicht auf den nichtrauchenden Hund der Layoutvertretung. Es bleibt also spannend.