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Warum gibt es in diesen Redaktionsräumen keinen Fernseher? Weil er aus dem Kreis der Redaktion einen Halbkreis machen würde? Nein, schlimmer noch: Man könnte sich nie und nimmer auf das Programm einigen. Die einen wollen CNN (»immer vorne dran«), die anderen würden »Panorama« von gestern auf VHS mitbringen (»Ich dachte, das geht noch«) und wieder andere würden schon mit Cola und Flips zur Arbeit kommen, um ein bisschen zu zappen (»Irgendwas kommt doch immer«). Einig wären sich alle nur in einem Punkt: Sehen muss man das alles nicht unbedingt. Steht doch eh alles im Internet! Was das Fernsehen stark vom Kino unterscheidet. Denn Kinofilme werden für die große Leinwand gemacht. Aber selbst die gibt es hier nicht. Niemand käme auf die Idee, den Platz auf dieser Etage vernünftig zu nutzen und eine ordentliche Leinwand samt Beamer zu installieren. Einfach um gemeinsam mal einen tollen Film zu gucken, am Montagmorgen vielleicht, kurz vor Redaktionsschluss. Die Screwball-Komödie »Bachelor Mother« von 1939 zum Beispiel. Schön mit französischen Untertiteln! Mit der Feuilleton-Redaktion wären dem Film zwei Zuschauer schon sicher. Die anderen würden durchs Bild laufen, von »Sperenzchen« reden, »nicht relevant« würde vermutlich jemand sagen und sich übellaunig an den Arbeitsplatz begeben. Man kann von Glück sagen, dass es Filmabende gibt, auf die sich die komplette Zeitungsbelegschaft einigen kann. Womit wir schon beim Thema wären: Man soll ja nicht Äpfel und Birnen vergleichen, aber manche Redakteure tun es doch und behaupten, so unbequem wie die Person, um die es geht, seien auch die Sitze des kleinen Kreuzberger Traditionskinos am Kottbusser Damm. Am 24. Januar um 18 Uhr wird es in jedem Fall ungemütlich! Dann nämlich findet im Moviemento die Welturaufführung von »Triumpf des guten Willens« statt. Der Film von Mikko Linnemann setzt sich mit den Texten des Publizisten Eike Geisel auseinander. Es geht um Geisels Kritik an der bundesdeutschen Erinnerungspolitik, deren Zweck er in der »Wiedergutwerdung der Deutschen« sah. Aber wem sagen wir das? Versierte Jungle World-Leser sind mit den Grundzügen des schmalen, aber für die Debatten der Linken einflussreichen Werks vertraut und können die Stichworte »Neue Wache« und »Holocaust-Mahnmal« einordnen. Dabei behilflich sind aber auch gerne Henryk M. Broder, Klaus Bittermann, Alex Feuerherdt und Hermann L. Gremliza, die in den Interviews zu Wort kommen. Der Vorverkauf läuft. Wer auf Nummer sicher gehen will, dass er – und wer wollte das in diesen Tagen denn nicht? – an diesem Abend einen der harten Sitze ergattert, sollte online resevieren, und zwar in Deutschlands ältestem Kino. Yeah!