Friseure

Lustige Geschäftsnamen sind eigentlich unter der Würde dieser Kolumne, aber da das Ende des Talmis in Aussicht steht, mittelfristig also eh schon alles egal ist und mir auch in der vergangenen Woche nicht viel mehr vor die Flinte kam, soll es heute trotzdem darum gehen. Und auch um einen scheinbar besonders totgenudelten Teilbereich der Geschäftsnamen-Kritik, nämlich die der Friseure. Ein uraltes und in Ehren ergrautes Sub­genre! Denn natürlich haben es all die »Haareszeiten«- und »Hairvorragend«-Barbiere verdient, jahrzehntelang durch einen immer kälter werdenden Kakao gezogen zu werden, und deswegen fällt es mir auch leicht, hier den Frankfurter »Friseur Mekki« ins Spiel zu bringen. Als ich mit dem Auto dran vorbeifuhr, war nicht zu erkennen, ob es sich um einen seit 400 Jahren scherenden und kehrenden Traditionsfriseur handelt, zu Zeiten gegründet, da man Wörter noch unironisch behandelte; oder um einen total überdrehten Hipster-Schnibbler, der es natürlich total lustig findet, seinen Coiffeur-Créationen etwas so Banales wie Meckis Igelschnitt entgegenzustellen. Auch die dritte Möglichkeit, nämlich dass es sich um einen unserer sehr geschätzten Neumitbürger handelt, also um den Spross einer uralten Kaste afghanischer oder syrischer Friseursbrahmanen, die einfach nur ihren exotisch anmutenden Nachnamen aufs Türschild gesetzt haben, konnte nicht letztgültig ausgeschlossen werden. Im quantenmäßigen Verschwimmen und Verwabern dieser drei Zustände entsteht ein sogenannter Schrödinger-Friseur, bei dem man vor lauter Ambivalenz und Ironie gar nicht mehr weiß, ob man noch die Haare geschnitten kriegt oder schon tot ist. Wer also entschlossen an seiner eigenen Wellenfunktion hängt, sollte den undurchsichtigen Laden daher sicherheitshalber meiden.