Homestory

Ein Feld voller Menschen, hübsche Deko, laute Musik und diverse Rauschmittel von flüssig bis fest – mehr braucht man nicht zum Glücklichsein. Da kann es noch so übel in der Welt zugehen, manchmal muss man sich einfach ein paar Tage auf die kleine oder etwas größere Partyinsel zurückziehen, wenig schlafen, prekär pinkeln und viel Spaß haben. Der persönliche, temporäre »Brexit« eben. Aus den durchaus hin und wieder stattfindenden Gesprächen über Politik (»Und du so?«) werden nach einigen Litern Alkohol und sonstigem Konsum keine »politischen Diskurse« mehr, aber lustig war’s, auch wenn später nicht mehr rekonstruiert werden kann, worum es eigentlich ging. Themen aufgreifen, Sätze bilden, weiterreden. Und tanzen. Und auf der Wiese chillen und die Baumkronen betrachten. Dazu hat Adorno womöglich gar nichts gesagt, aber fein ist es trotzdem. Ein großer Teil der Belegschaft der Jungle World und ihrer Angehörigen, Freundinnen und Freunde hat so sein vergangenes Wochenende verbracht. Entweder auf dem formidablen Landsitz des Kollegen, der dort mit den anderen Landbesitzern ein wahres Partyidyll zauberte, oder auf dem etwas größeren Feld eines Festivals, das keine Werbung will, weil es diese nicht braucht. Schön war’s, danke! Und das Gehirn ist nun so leer, dass wieder viel Neues reinpasst, es muss nur einen geeigneten Platz finden. Genug Material, um es zu befüllen, gäbe es, es passiert ja immer etwas, auch wenn man das gar nicht will. Nachzulesen ist ­einiges davon unter anderem in dieser Zeitung, die trotz Partyurlaub wieder topkompetent produziert wurde. Da fragt man sich aber, warum man eigentlich zurückgekehrt ist vom Feld. Wenn man nicht gerade vom Traktor überfahren wird, scheint es auf dem Land auch sicherer als in urbanen Zentren oder auf Flughäfen, wo Jihadisten regelmäßig Attentate verüben. Womöglich ist deren Ziel gar, diejenigen Menschen, die sie noch nicht massakriert haben, nach dem Vorbild der Roten Khmer aufs Land zu verbannen, wo es außer Beten und Jäten nichts zu tun gibt. Denn hübsche Deko, laute Musik und diverse Rauschmittel wären auf der islamistischen Scholle verboten. Und interessante Lektüre auch. Ein Graus! Was tun? Vielleicht erst einmal zurücklehnen und lesen. Und wenn es Ihnen zu viel wird, lassen sich aus dem Zeitungspapier auch schöne bunte Hüte basteln, um auf der Wiese in der Sonne zu chillen.